Zunächst einmal die Frage: Wie genau sind chronische Wunden und Hautkrebs eigentlich definiert?
Eine Wunde wird als chronisch bezeichnet, wenn die Heilung auch nach Ablauf eines bestimmten Zeitraums und trotz adäquater Therapie nicht verheilt. Die Wundheilung ist ein hochkomplexer Prozess und hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Häufig ist die Verzögerung der Heilung nicht auf Außenfaktoren oder unzureichende Wundversorgung zurückzuführen, sondern auf das Vorliegen von Grunderkrankungen, die den Stoffwechsel stören.1
Hautkrebs gehört zu den häufigsten Krebsarten, wobei im Jahr 2015 in Deutschland 224.000 Neuerkrankungen diagnostiziert wurden. Ein schwerer Krankheitsverlauf ist meist mit einem malignen Melanom (schwarzer Hautkrebs) verbunden. Neben dem schwarzen Hautkrebs, bei dem eine Entartung der Pigmentzellen vorliegt, gibt es auch den hellen Hautkrebs. Hier wird zwischen dem Basalzellkarzinom (Basaliom) und dem Plattenepithelkarzinom (Spinaliom oder Stachelzellkarzinom) unterschieden. Im Jahr 2017 wurden 3.764 tödliche Hautkrebs-Verläufe registriert. Der wichtigste Risikofaktor für Hautkrebs ist das UV-Licht der Sonne.2
Eine seltene Ursache für eine hartnäckige, chronische Wunde kann auch Hautkrebs sein – und hier liegt die Gefahr, die beiden Indikationen zu vermischen. Gerade bei Hautkrebs ist die Differenzierung zur chronischen Wunde besonders wichtig, um eine frühzeitige Behandlung zu ermöglichen. Doch die korrekte Diagnosestellung erweist sich häufig als sehr komplex.3 Zu beachten ist dabei außerdem die Unterscheidung zwischen Primärtumoren, die fälschlicherweise als Wunde erkannt und folglich falsch behandelt werden, und Tumoren, die sekundär auf Grund einer chronischen Entzündung entstehen.4
Für eine erfolgreiche Differenzierung zwischen chronischer Wunde und Hautkrebs ist folgende diagnostische Reihenfolge zu beachten:
1.) Anamnese4
Bereits die Anamnese liefert wichtige Hinweise, die zur korrekten Diagnosestellung und zur Erkennung von Risikofaktoren (wie beispielsweise Medikamente oder bekannte Gefäßerkrankungen) beitragen. Außerdem sollten folgende Punkte erfragt werden:
2.) Klinische Untersuchung4
Bei der klinischen Untersuchung ist es wichtig, nicht nur die Wunde selbst, sondern auch die Umgebung und die Lokalisation zu beurteilen. Sind beispielsweise Hautrötungen zu erkennen, kann dies auf eine Entzündung hindeuten. Ist die Wunde auf eine venöse oder arterielle Durchblutungsstörung zurückzuführen, sollte überprüft werden, ob die Lokalisation der Wunde damit kompatibel ist. Passt die Lokalisation nicht zur Diagnose oder erscheint die Wunde ungewöhnlich, sollten immer seltenere Wundursachen, wie beispielsweise Tumore, als Ursache in Erwägung gezogen werden.
3.) Diagnostik4
Bei Wunden der unteren Extremitäten sollten die Gefäße genauer betrachtet werden: Dabei sind das Tasten der Fußpulse sowie der Dopplerverschlussdruck (Brachiopedalindex) Standardverfahren. Auffällige Werte des Doppelverschlussdrucks sind dabei erste Hinweise auf eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) oder eine Mediasklerose. Bei einer auffälligen Basisuntersuchung sollte umgehend eine Überweisung zum Gefäßmediziner erfolgen. Außerdem sollten bakteriell kontaminierte Wunden mittels Abstrich genauer untersucht werden, um die Erreger zu identifizieren und die passenden heilungsfördernde Maßnahmen zu treffen. Ist der Patient von der Wunde bereits über ein Jahr geplagt, sollte eine Biopsie gemacht werden.
Chronische Wunden sind hochkomplex und können vielfältige Ursachen haben – dazu zählt auch Hautkrebs. Langbestehende Wunden sollten in jedem Fall biopsiert werden, da sich so eine zu Grunde liegende Tumorerkrankung am schnellsten erkennen lässt. Insbesondere, wenn alle anderen Tests negativ sind, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Tumor hinter den klinischen Symptomen steckt.4
Wollen Sie mehr über den Umgang mit chronischen Wunden erfahren? Dann klicken Sie hier.
Referenzen: