Dialyse-Patienten sind nach einer Corona-Impfung oft nicht ausreichend geschützt. Eine Studie bestätigt nun, dass sie von einer Booster-Impfung profitieren.
Menschen, die an die Dialyse müssen, haben eine schwächere Immunantwort als Gesunde. „Ein Teil unserer Patienten bildet gar keine oder sehr wenige impfspezifische Antikörper nach SARS-CoV-2-Immunisierung“, sagt Dr. Okan Cinkilic, Nephrologe und Leiter des Dialysezentrums in Schwerte. Ausgerechnet diese Gruppe chronisch kranker Menschen zeigt aber schwere COVID-19-Verläufe. Wie das Immunsystem von Dialysepatienten auf Virusvarianten wie die Delta-Variante reagiert, ist zudem nicht bekannt. Das Team wollte herausfinden, ob die Patienten von einer dritten Impfung gegen das Coronavirus profitieren können.
„Dass unsere nierenkranken Patienten einen stärkeren Impfreiz brauchen, um eine ausreichende Impfantwort auszubilden ist nichts Neues“, sagt Prof. Dr. Timm Westhoff, Direktor der Medizinischen Klinik I am Marien Hospital Herne. Bekannt ist dies etwa mit Bezug auf Hepatitis B. Dialysepatienten mit fehlenden oder niedrigen Hepatitis-B-Antikörperspiegeln werden in regelmäßigen Abständen mit einem Impfstoff gegen die Krankheit nachgeimpft. In der aktuellen Studie untersuchte das Forschungsteam 23 Dialysepatienten, die nach einer zweiten Impfung mit einem mRNA-Impfstoff gegen COVID-19 nur eine eingeschränkte Impfantwort gezeigt hatten. Alle erhielten eine dritte Impfung. 20 von ihnen entwickelten einen hohen Antikörpertiter und eine T-Zell-Antwort gegen SARS-CoV-2.
Außerdem untersuchte das Forschungsteam 25 Patienten, deren Immunsystem nach einer zweiten Impfung bereits hohe Mengen von Antikörpern und T-Zellen gebildet hatte. Die Forscher verglichen die Immunantwort dieser sogenannten Impf-High-Responder nach der zweiten Impfung mit der Immunantwort der dreifach geimpften Patienten, die auf die zweite Impfung nur wenig angesprochen hatten (Low-Responder). „Interessanterweise war die Immunantwort der High-Responder nach der zweiten Impfung deutlich geringer als die Impfantwort der Low-Responder nach der dritten Impfung – und zwar nicht nur gegen die Wildtyp-, sondern auch gegen die Deltavariante“, betont Timm Westhoff.
„Diese Ergebnisse sind klinisch relevant“, fasst Okan Cinkilic zusammen. Nicht nur Patienten mit einer fehlenden oder eingeschränkten Impfantwort nach zwei Impfungen, sondern auch Patienten mit einer guten Antikörperantwort nach zwei Impfungen könnten von der dritten Impfung profitieren. „Somit unterstützen unsere Daten die kürzlich veröffentlichte Empfehlung der Ständigen Impfkommission, die Menschen mit eingeschränkter Immunität, auch Dialysepatienten, eine dritte Impfung empfiehlt“, so Okan Cinkilic.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Ruhr-Universität Bochum. Die Studie findet ihr im Text verlinkt oder hier.
Bildquelle: National Cancer Institute, Unsplash