Bei einem 69-Jährigen hat sich subkutan eine abdominelle Masse gebildet, die sich immer weiter ausdehnt. Die Ärzte ziehen verschiedenste Differenzialdiagnosen in Betracht, bis sich ein Zusammenhang zu einem früheren Eingriff herausstellt.
Ein 69-jähriger Mann wurde bereits vor drei Jahren mit Gangstörungen, Gedächtnisstörungen und Harninkontinenz von seiner Tochter in die Ambulanz gebracht. Diese Symptome hatten sich in den letzten sechs Monaten allmählich verschlimmert. In seiner medizinischen Vorgeschichte sind bereits ein langjähriger Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Dyslipidämie bekannt.
Bei der neurologischen Untersuchung damals konnten die Ärzt:innen eine verminderte Aufmerksamkeitsspanne und Konzentrationsschwäche sowie einen auffällig breiten Gang beobachten. In einer damals angefertigten MRT entdeckten sie dann vergrößerte Ventrikel, eine Verbreiterung der Sylvischen Fissur und schmale Sulci. Daraufhin diagnostizierten sie einen Normaldruckhydrozephalus, welchen sie mit der Anlage eines ventrikuloperitonealen Shunts behandelten.
Ein Jahr später hat sich sein Gangbild deutlich gebessert und auch die Harninkontinenz ist Geschichte.
Doch nun - 3 Jahre später - wird der Mann wieder in die Notaufnahme eingeliefert. An seinem Abdomen hat sich subkutan eine Masse gebildet, die sich immer weiter ausdehnt. Sie ist weich und hat eine glatte Oberfläche, die darüberliegende Haut ist unauffällig. Sonographisch zeigt sich eine gut abgegrenzte echofreie Läsion, die mit Flüssigkeit gefüllt ist und etwa 7 x 5 x 6 cm bemisst.
Die Ärzt:innen ziehen einen Abszess, eine Ansammlung von Lymphozyten, ein Serom aber auch eine Liquoransammlung in Betracht. Eine CT des Abdomens zeigt die subkutane Masse oberhalb des rechten Rektusmuskels und liefert einen entscheidenden Hinweis: In der Masse liegt das distale Ende des Shunts.
Man diagnostiziert daher eine Liquorpseudozyste. Um auf Nummer sicher zu gehen, aspiriert man diese zusätzlich und lässt das so gewonnene Material untersuchen. Diese Analyse bestätigt noch einmal, dass es sich bei der Flüssigkeitsansammlung um Liquor handelt, eine Kultur zeigt jedoch glücklicherweise kein bakterielles Wachstum. Normalerweise entwickeln sich solche Liquorpseudozysten im Peritonealraum. Eine subkutane Lage - wie hier - ist sehr selten. Schließlich ersetzen die Ärzt:innen den ventrikuloperitonealen Shunt minimalinvasiv.
Text- und Bildquelle: Saqyan et al. / Cureus