Ein 48-jähriger Mann leidet seit 6 Wochen an Hodenschmerzen. Die Ärzte vermuten eine Orchitis, welche sie antibiotisch behandeln. Doch seltsamerweise ergibt sich keine Besserung.
Ein 48-jähriger Mann wird wegen seit 6 Wochen anhaltender Hodenschmerzen von seinem Hausarzt an die chirurgische Abteilung eines Krankenhauses überwiesen. Dort beschreibt er, dass er zunächst eine schmerzlose Schwellung bemerkt habe, die jedoch immer schmerzhafter wurde. Obwohl der Hausarzt bereits eine kalkulierte Antibiose mit Doxycyclin begonnen hatte, haben sich die Symptome nicht gebessert.
In der körperlichen Untersuchung zeigt sich ein Erythem des Skrotums, bei dem eine Läsion entlang der Hodenoberfläche tastbar ist. Diese präsentiert sich glatt, fluktuierend und an der Oberfläche des Hodens haftend. Zusätzlich stellen die Ärzt:innen eine inguinale Lymphadenopathie fest. Das Blutbild des Patienten ist unauffällig ebenso wie die Virusserologie für Hepatitis B, Hepatitis C und HIV. Aufgrund dieser Befunde, vermuten die Ärzt:innen eine Orchitis und beginnen eine zweiwöchige intravenöse Behandlung mit Levofloxacin. Doch seltsamerweise klingen die Symptome darunter nicht ab.
Um die Beschwerden noch einmal genauer abzuklären, führen die Ärzt:innen eine Sonographie der Hoden durch. Dabei zeigt sich eine heterogene extra-testinale Läsion entlang der Oberfläche mit einem Durchmesser von etwa 2,1 cm.
Da die Ärzt:innen nun eine bösartige Genese nicht mehr sicher ausschließen können, führen sie eine Feinnadelaspiration durch. Die so gewonnene Probe wird anschließend kultiviert und mittels PCR ausgewertet.
Dabei ergibt sich ein überraschender Befund, denn die Testung zeigt eine Infektion mit Mycobacterium tuberculosis. Die Ärzt:innen leiten umgehend die antibiotische Vierfachtherapie ein, welche nach zwei Monaten auf eine Zweifachtherapie umgestellt wird. Darunter stellt sich endlich die erhoffte Besserung ein: Die schmerzhafte Schwellung klingt, ebenso wie das Erythem, allmählich ab.
Im Nachhinein stellt sich zudem heraus, dass der Patient bereits vor neun Wochen wegen Unwohlseins, Lethargie und Gewichtsverlusts im Krankenhaus war. Bereits damals bestand der Verdacht auf eine Tuberkulose, Sarkoidose oder ein Lymphom. Es konnte jedoch kein Mycobacterium tuberculosis nachgewiesen werden.
Text- und Bildquelle: Al-Hashimi et al. / Cureus