Die Zahl an Patienten mit Erdnuss-Allergien nimmt zu. Gleichzeitig enthalten viele Nahrungsmittel derartige Zusätze. Wissenschaftler konnten jetzt zeigen, dass eine frühe Exposition das Risiko minimiert. Sie lassen jedoch einige Fragen unbeantwortet. Für Empfehlungen ist es noch zu früh.
Umstrittene Empfehlungen: Noch im Jahr 2000 hatte die American Academy of Pediatrics (AAP) Eltern hypoallergene Nahrungsmittel ans Herz gelegt, falls ihre Kinder ein erhöhtes Risiko für atopische Erkrankungen haben. Damit erwiesen sie kleinen Patienten möglicherweise keinen Gefallen, zeigen neue Arbeiten.
Gideon Lack vom King’s College London rekrutierte für eine Studie 640 Kinder zwischen vier und elf Monaten. Alle kleinen Probanden hatten aufgrund der Anamnese ein erhöhtes Risiko, Erdnussallergien zu entwickeln. Die Hälfte sollte von Eltern regelmäßig erdnusshaltige Lebensmittel bekommen, mindestens drei Mal pro Woche. Bei der anderen Hälfte wies Lacks Team Mütter und Väter an, Erdnüsse in jeder Form beim Nachwuchs zu vermeiden.
Zu den Resultaten: Von 530 Kindern mit anfangs negativem Prick-Test entwickelten in der Expositionsgruppe lediglich 1,9 Prozent eine Erdnussallergie. In der Kontrollgruppe waren es immerhin 13,7 Prozent. Durch die gezielte Gabe verringerte sich die Inzidenz um 86 Prozent. Zu Studienbeginn hatten 98 kleine Probanden bereits schwach positiv auf den Prick-Test reagiert. Von ihnen entwickelten 10,6 Prozent in der Expositionsgruppe eine Allergie (Kontrolle: 35,3 Prozent). Das entspricht einer Verringerung um 70 Prozent.
Lack rüttelt mit seinen Resultaten an mehreren internationalen Leitlinien. Trotzdem hält er kritische Überprüfungen für erforderlich. Eltern rät der Forscher von Experimenten im Alleingang ab. Sie sollten bei Anzeichen einer Allergie besser einen Kinderarzt konsultieren. Bleibt als Kritikpunkt, dass Forscher alle Kinder ausgeschlossen hatten, die beim ersten Prick-Test bereits deutliche Anzeichen einer Allergie gezeigt hatten. Ihnen hätte eine frühe Allergenexposition möglicherweise geschadet. Langfristige Effekte bleiben ebenfalls unklar. Zumindest dieser Aspekt soll jetzt mit einer neuen Studie untersucht werden.