Lebensmittelzusatzstoffe stehen im Fokus etlicher Studien. Bislang wenig beachtet: Emulgatoren lösen zumindest im Tierexperiment Entzündungen des Darms aus. Bisweilen führen die Chemikalien auch zum metabolischen Syndrom. Inwieweit die Daten übertragbar sind, bleibt offen.
Emulgatoren kommen in Arzneimitteln, Lebensmitteln oder Kosmetika vor. Ihr Zweck ist, nicht mischbare Phasen wie Öl und Wasser in eine stabile Emulsion umzuwandeln. Die Konsistenz verbessert sich, und Phasentrennungen laufen langsamer ab. Jetzt haben Forscher Polysorbat 80 (E433) und Carboxymethylcellulose (E466), zwei häufig verwendete Emulgatoren, hinsichtlich ihrer Wirkung auf den Körper untersucht.
Im Experiment erhielten Mäuse zwölf Wochen lang Trinkwasser, dem Andrew T. Gewirtz, Atlanta, jeweils ein Prozent Polysorbat 80 oder Carboxymethylcellulose zugesetzt hatte. Seine Arbeitsgruppe vom Center for Inflammation, Immunity and Infection verwendete nicht nur robuste Nager eines Wildtyps, sondern auch transgene Mäuse. Den Tieren fehlte das Gen für Interleukin-10 oder für den Toll-like-Rezeptor 5 (TLR5), was zu einer Abwehrschwäche führt. Untersuchungen zeigten, dass Emulgatoren die Darmflora verändern. Die Anzahl unerwünschter Bakterien, beispielsweise Ruminococcus gnavus, erhöhte sich auf Kosten erwünschter Spezies. Insgesamt nahm die Zahl proinflammatorscher Keime zu. Damit nicht genug: Durch Emulgatoren verringerte sich der mittlere Abstand zwischen Bakterien und Zellen des Darmepithels.
Die Folgen: Bei genetisch unauffälligen Wildtyp-Mäusen traten leichte chronische Darmentzündungen auf. Übergewicht, Glukoseintoleranz und Insulinresistenz kamen als typische Zeichen eines metabolischen Syndroms mit hinzu. Bei transgenen Tieren führte die Gabe von Emulgatoren zu einer ausgeprägten Colitis ulcerosa. Ohne Gabe der Chemikalien erkrankten 40 Prozent aller transgenen Tiere, unter Verum waren es mehr als 80 Prozent.
Als Grund sehen Forscher vor allem die bakterielle Fehlbesiedelung im Darm ihrer Versuchstiere an. Führten sie Experimente mit Mäusen ohne Keime im Darm durch, zeigten Emulgatoren keinen Effekt. Erhielten Tiere jedoch Bakterien ihrer Artgenossen, brach die Entzündung im Darm aus. Inwieweit sich diese Fakten auf Menschen übertragen lassen, lässt sich momentan nicht sagen. Auch ist die verabreichte Dosis vergleichsweise hoch. Bleibt als Verdacht, dass der Konsum von Lebensmitteln mit Emulgatoren langfristig chronisch-entzündliche Prozesse befeuert. Die neue Studie liefert jedenfalls Argumente, Inhaltsstoffe für Lebensmittel, Arzneimittel oder Kosmetika gründlicher zu untersuchen.