Das Prostatakarzinom (PCa) ist die häufigste Krebserkrankung des Mannes in Deutschland: Im Jahr 2018 wurden nach RKI-Angaben etwa 65.200 Diagnosen gestellt.1 Damit gingen ca. 24,6 % aller Krebsdiagnosen und ca. 12 % aller krebsbedingten Todesfälle bei Männern auf das Konto von Prostatakrebs.1 Andererseits weiß man auch: Die Wahrscheinlichkeit, 5 Jahre nach der Diagnose eines PCas noch am Leben zu sein, ist mit 89 % die zweithöchste unter allen Krebserkrankungen in Deutschland.1,2 Grund genug, um sich etwas näher mit dem PCa zu beschäftigen. Hier der Überblick:
Wie bei allen Krebsarten liegt auch beim PCa die Ursache für die Entstehung eines Tumors in einer unkontrollierten Vermehrung von Körperzellen, in diesem Fall von Zellen des Drüsengewebes der Prostata.2 Die folgenden Risikofaktoren können die Wahrscheinlichkeit erhöhen, an einem PCa zu erkranken:
Da das PCa in 66% der Fälle in der äußeren Zone der Prostata und weit von der Harnröhre entfernt entsteht, bleiben PCa in den meisten Fällen zu Anfang unsymptomatisch.2 Erst, wenn der Tumor mehr Raum fordert, kommt es auch hier zu einer spürbaren Verengung der Harnröhre.2 Bei prostatatypischen Auffälligkeiten und Beschwerden beim Wasserlassen ist daher eine Differentialdiagnose zu einer gutartigen Vergrößerung der Prostata (benigner Prostatahyperplasie, BPH) erforderlich, die bei fast jedem 2. Mann ab dem 50. Lebensjahr auftritt.2
Durch eine Früherkennung kann Prostatakrebs im Schnitt 5-7 Jahre früher diagnostiziert werden.4 Dazu wird eine digital-rektale Tastuntersuchung empfohlen, auf die Männer ab dem 45. Lebensjahr einen gesetzlichen Anspruch haben. Dabei ist zu beachten, dass sehr kleine oder nicht tastbar gelegene Tumore so möglicherweise nicht entdeckt werden können. Gleichzeitig weist ein positiver Tastbefund nicht eindeutig auf ein PCa hin, sondern kann auch auf eine benigne Prostatahyperplasie hindeuten.5
Zusätzlich kann eine Messung des prostataspezifischen Antigens (PSA) angewendet werden. Beim PSA handelt es sich um ein Enzym, das Bestandteil des Ejakulats ist, das aber auch in geringer Konzentration im Blut nachgewiesen werden kann. Problem: Es handelt sich um keinen tumorspezifischen Marker, sondern der PSA-Wert kann auch z. B. bei einer benignen Prostatahyperplasie, einer Prostatitis oder einem Harnwegsinfekt erhöht sein.5 Für die Verlaufskontrolle nach PCa-Diagnose/unter Therapie wird der PSA-Wert aber in aller Regel eingesetzt.5 Ggf. können eine transrektale Ultraschalluntersuchung oder eine MRT-Untersuchung zur Lokalisation und Größenbestimmung zur Anwendung kommen.5
Bei einem erhärteten Krebsverdacht kommt i. d. R. eine Stanzbiopsie unter sonografischer Kontrolle zum Einsatz, wenn der PSA-Wert auffällig ist (≥ 4 ng/ml) und/oder ein verdächtiges Ergebnis der Tastuntersuchung vorliegt und/oder ein auffälliger PSA-Anstieg zu verzeichnen ist.5 Auf Basis der histologischen Beurteilung des Biopsiematerials wird der Gleason-Score zur Beurteilung der Entdifferenzierung des Tumors eingesetzt: Ein höherer Score ist dabei mit einer schlechteren Prognose verbunden.5 Im Anschluss können weitere Untersuchungen wie Computertomografie (CT), Skelettszintigrafie oder Positronenemissionstromografie (PET) erforderlich sein, um eine eventuelle Ausbreitung des Tumors in Lymphknoten oder eine Metastasierung (z. B. in Knochen) aufzuspüren.5
Basierend auf der Ausdehnung des Tumors, dem Lymphknotenbefall und der Metastasierung werden gemäß der TNM-Klassifizierung der Union for International Cancer Control (UICC) folgende Stadien beschrieben5:
Tab. 1 – Tumorstaging des PCa nach TNM-Klassifizierung. T, Tumor; M, Metastasen; N, Lymphknoten (erstellt nach 5)
lokal begrenzt
T1-2 N0 M0
lokal fortgeschritten
T3-4 N0 M0
fortgeschritten bzw. metastasiert
N1 und/oder M1
Dem lokal begrenzten PCa werden außerdem die Risikokategorien Niedrig, Intermediär und Hoch bezüglich eines Redizivrisikos basierend auf z. B. Gleason-Score oder PSA-Wert zugeschrieben. Das Staging des Tumors gehört zusammen mit dem Gleason-Score und den Schnitträndern nach einer chirurgischen Entfernung der Prostata (Prostatektomie) zu den drei wichtigsten Prognosefaktoren.5
Beim lokal fortgeschrittenen und metastasierten PCa ist zusätzlich ist die Beurteilung wichtig, ob ein Tumor unter Therapie noch auf eine Androgendeprivationstherapie (ADT) anspricht, da hiervon auch die verschiedenen weiteren Therapieschritte abhängen können.5
Prostatakrebs ist häufig: Etwa ein Viertel der jährlichen Krebsdiagnosen bei Männern fallen auf diese Krebsart zurück. Das Tumorstaging und die Reaktion des Tumors auf eine ADT sind entscheidend dafür, welche Therapieoptionen beim individuellen Patienten einsetzbar sind. Über die Therapiemöglichkeiten, die zusätzlich zur ADT beim PCa zur Anwendung kommen und die Prognose der Patienten verbessern können, werden wir Sie in einem der nächsten Artikel auf diesem Kanal informieren. Möchten Sie jetzt schon tiefer in das Thema einsteigen? Weitere Informationen zur Prostata und zum Prostatakarzinom finden Sie hier.
Referenzen:
ONC_2021_0216_DE | Erstellt im Dezember 2021