Ein 22-jähriger Mann hat seit einem Jahr eine zunehmende Schwellung an der linken Fußsohle, an ein Trauma kann er sich jedoch nicht erinnern. Die Ärzte vermuten eine Hornhautschwiele und planen eine operative Entfernung. Doch intraoperativ machen sie eine unerwartete Entdeckung.
Ein 22-jähriger Mann stellt sich in einem Krankenhaus in Somalia vor. Seit einem Jahr hat er eine zunehmende Schwellung an der linken Fußsohle, die mit Schmerzen einhergeht. Ein Trauma sei dem jedoch nicht vorausgegangen und die Schwellung mache beim Gehen auch keine Schwierigkeiten. Seine medizinische Vorgeschichte ist unauffällig ebenso wie die Familienanamnese.
Bei der Vorstellung beträgt sein Blutdruck 120/70 mmHg, die Pulsfrequenz 74 bpm, die Atemfrequenz 18/min und die Temperatur 36,0 °C axillär. Im mittleren Plantarbereich des linken Fußes beschreiben die Ärzte einen ovalen, im Durchmesser 2,5 cm breiten, gut umschriebenen Knoten ohne erhöhte Vaskularität, der nicht pulsierend ist. Der Knoten ist etwas berührungsempfindlich, fluktuierend und ohne Farbveränderung der darüber liegenden Haut. Davon abgesehen gestalten sich die körperliche und neurologische Untersuchung unauffällig. Um den Befund genauer abzuklären, nehmen die Ärzte zunächst Blut ab und lassen es analysieren. Doch das Blutbild und die verschiedenen Nieren- und Leberparameter sind allesamt unauffällig. Die Ärzte vermuten daher, dass es sich um eine einfache Hornhautschwiele handelt und bereiten den Patienten für einen kleinen chirurgischen Eingriff zur Entfernung der Masse vor.
Zur lokalen Anästhesie infiltrieren sie den Bereich rund um die Geschwulst mit Lidocain. Anschließend führen sie einen transversalen Schnitt durch. Es folgt eine Dissektion des subkutanen Gewebes. Doch dabei stutzen die Ärzte etwas, denn was sie sehen, entspricht nicht dem Bild einer Verhornung. Bei der Freilegung des Unterhautgewebes zeigt sich eine Membran, die eine Zyste zu umhüllen scheint. Bei der weiteren Dissektion fällt den Ärzten dann eine Untergliederung in Peri- und Endozyste auf.
Spätestens jetzt haben sie einen Verdacht, womit sie es hier wirklich zu tun haben könnten: Alles deutet auf eine Hydatidenzyste hin. Sie aspirieren die Zyste, wobei ein sandiger Inhalt zum Vorschein kommt. Anschließend injizieren sie Wasserstoffperoxid, welches sie erneut absaugen. Schließlich präparieren sie die gesamte intakte Membran heraus, spülen die Zystenhöhle erneut und verschließen dann die subkutanen Gewebeschichten und die Haut.
Eine pathologische Untersuchung des entfernten Materials bestätigt die Verdachtsdiagnose. Nach der Operation wird der Patient für 2 Wochen mit Albendazol behandelt. Da Hydatidenzysten beim Befall durch den den Bandwurm Echinococcus granulosus meist in der Leber auftreten, wird zum Ausschluss weiterer Zysten zusätzlich eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Auch 6 Monate nach dem Eingriff zeigt sich kein lokales oder systemisches Rezidiv.
Text- und Bildquelle: Ewnte et al. / Journal of Medical Case Reports
Bildquelle: Max Saeling / Unsplash