Voraussetzung für eine erfolgreiche Nierentransplantation ist neben der Blutgruppenverträglichkeit eine möglichst weitgehende HLA-Kompatibilität, wobei sich deren Grad in der Regel aus der Summe kompatibler HLA-A-, -B- und -DR-Loci von Empfänger*in und Spender*in errechnet.1,2 Eine gute HLA-Übereinstimmung geht mit einer besseren Transplantatfunktion und -überlebenszeit einher.1 Dies gilt insbesondere für Patient*innen mit präformierten Spender*innen-spezifischen Antikörpern.1
Mittlerweile stellt ein stark positiver „Crossmatch“ im Mikro-Lymphozytotoxizitäts-Test als Zeichen für das Vorhandensein Spender*innen-spezifischer HLA-Antikörper stellt keine Kontraindikation für eine Nierentransplantation mehr dar, was angesichts des Mangels an Spender*innen die Wartezeit für Patient*innen mit einem immunologischen Hochrisikoprofil verkürzen kann.1,2 Die Durchführung immunologisch inkompatibler Organtransplantationen erfordert dennoch einen erhöhten Aufwand, da eine Desensibilisierung der Empfängerin oder des Empfängers sowohl in Vorbereitung auf den Empfang einer Lebend- als auch einer postmortalen Spende notwendig wird.2
Strategien zur Desensibilisierung umfassen die Gabe von hochdosierten intravenösen Immunglobulinen (IVIG), die Plasmapherese ggf. plus IVIG und die Immunadsorption, oftmals kombiniert mit der Gabe von Rituximab mit dem Ziel, bis zum Transplantationszeitpunkt vorhandene Antikörper weitestgehend aus dem Serum des*der Empfänger*in zu entfernen bzw. die Antikörper-Neubildung zu unterdrücken.2 Des Weiteren besteht die Möglichkeit zur Prävention Antikörper-vermittelter Abstoßungen Eculizumab, einem Antikörper gegen den Komplementfaktor C5 einzusetzen.2
Seit 2017 ist Imlifidase zur Vermeidung der Transplantatabstoßung bei als hochimmunisiert einzustufenden Nierentransplantatempfänger*innen zugelassen.3 Die Cysteinproteinase Imlifidase spaltet selektiv Immunglobulin G und inhibiert so die Komplement-vermittelte (CDC) und antikörperabhängige zellvermittelte Zytotoxizität (ADCC).3
Positive Ergebnisse in 5-Jahres Follow-Up Studie
Eine internationale Langzeit follow-up Studie mit hochimmunisierten Nierentransplantatenpfänger*innen, die vor der Tx mit Imlifidase desensibilisiert wurden zeigt anhaltende positive Ergebnisse bis zu 5 Jahren nach der HLA-inkompatiblen, durch Imlifidase ermöglichten Transplantation: das Transplantatüberleben lag bei 82%, das Patient*innenüberleben bei 90%, ähnlich wie bereits drei Jahre nach Transplantation beobachtet.4,5 Die durchschnittliche geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) betrug 50 ml/min/1,73 m2, im Vergleich zu 55 ml/min/1,73 m2 nach drei Jahren.4,5 Während die Fünf-Jahres-Daten noch weiter analysiert werden müssen, wurden bisher Daten von 39 Patient*innen mit positiven crossmatch ausgewertet, die im Rahmen von vier einarmigen, offenen Phase 2 Studien vor der Nierentransplantation mit Imlifidase behandelt wurden. Verglichen wurden Transplantatüberleben, Patientenüberleben und eGFR von Patient*innen mit und ohne antikörpervermittelter Abstoßungsreaktion (AMR+ bzw. AMR-) 3 Jahre nach Transplantation. Das Transplantatüberleben lag bei 93% bzw. 77%, das Patient*innenüberleben bei 85% bzw. 94% und die eGFR bei 49 bzw. 61 ml/min/1.73 m2.5
Referenzen: