Bei schwerer Neurodermitis verschreiben Ärzte Calcineurinhemmer wie Pimecrolimus. Das Immunsuppressivum stand im Verdacht, Krebserkrankungen auszulösen. Neue Studien zeigen: Entsprechende Risiken gehen im statistischen Rauschen unter.
Stufe für Stufe zur richtigen Therapie bei Neurodermitis: Während sich leichte Verlaufsformen gut mit Basispflegeprodukten behandeln lassen, ausreichende Mengen vorausgesetzt, greifen Apotheker bei schwereren Symptomen zu härterem Geschütz. Bewährt haben sich antiseptische Wirkstoffe, Glukokortikoide unterschiedlicher Klassen und Calcineurin-Inhibitoren. Die Skepsis blieb, ausgelöst durch einzelne Fallberichte. Steht Pimecrolimus in Zusammenhang mit Lymphomen oder Hautkrebs? Das erschien zumindest theoretisch möglich: Durch die geschwächte Hautbarriere wären nicht nur lokale, sondern auch systemische Effekte denkbar.
Aufgrund derartiger Bedenken entschlossen sich Behörden, den Hersteller zu verpflichten, im Jahr 2004 ein Patientenregister aufzubauen. Das Pediatric Eczema Elective Registry (PEER) wurde eingerichtet. Gut zehn Jahre später liegen Daten von 7.457 Kindern vor. Sie erhielten im Schnitt 793 Gramm Pimecrolimus. Während der Nachbeobachtungszeit von 26.792 Personenjahren traten wenige Krebserkrankungen auf: zwei Leukämien, zwei Lymphome und ein Osteosarkom. Es kam zu keinem Fall von Hautkrebs. David J. Margolis vom Department of Biostatistics and Epidemiology, University of Pennsylvania Perelman School of Medicine, Philadelphia, verglich diese Werte mit durchschnittlichen Krebsrisiken der Bevölkerung. Sein Fazit: Signifikante Abweichungen zu Gleichaltrigen ohne Pimecrolimus-Therapie gab es nicht. Grund genug für Margolis, topische Präparate mit Pimecrolimus als unbedenklich einzustufen.
In einem Editorial kommentiert Jon M. Hanifin von der Oregon Health and Science University, Portland, Margolis Arbeit. Er hoffe, dass neue Fakten den Bedenken der FDA entgegenwirkten. Die US-Gesundheitsbehörde hatte das Präparat vorsorglich mit einem umrahmten Warnhinweis (black box warning) versehen. Jetzt hofft Hanifin, dass Ärzte und Apotheker ihre Bedenken stärker über Bord werfen und die „effektive, topische Alternative zu Kortikosteroiden“, wie er schreibt, häufiger abgeben. Bleibt als Kritik, dass Margolis' Studie recht klein ist, um relativ seltene Ereignisse wie Krebserkrankungen treffsicher zu erfassen.