Eine junge Frau blutet regelmäßig aus ihrem Bauchnabel. Was ist hier los?
Eine 35-jährige Frau blutet seit etwa 4 Monaten immer wieder aus ihrem Bauchnabel, weshalb sie sich in einer Klinik vorstellt. Sie erwähnt, dass die Blutung merkwürdigerweise immer zwei Tage vor ihrer Menstruation beginne und während der gesamten Dauer ihrer Periode anhalte. Hinzu kämen Schmerzen und Schwellungen in der Nabelgegend. Sie habe regelmäßige, starke aber schmerzlose Regelblutungen. Eine Behandlung dafür wünsche sie momentan nicht. Ihre medizinische Vorgeschichte ist unauffällig.
Bei der klinischen Untersuchung stellen die Ärzte fest, dass die Patientin ein 2x2 cm großes, festes Knötchen am Nabel hat, das von einer rötlich-braunen Kruste bedeckt zu sein scheint. Sie vermuten, dass es sich um eine Infektion handeln könnte. Die Ärzte machen einen Abstrich und die Patientin wird für fünf Tage mit einem oralen Breitbandantibiotikum behandelt.
Zwei Monate später kommt sie wieder zu einer Kontrolluntersuchung. Hat die Antibiose geholfen? Nein, denn die merkwürdigen Blutungen aus dem Nabel treten nach wie vor unverändert auf. Daraufhin führen die Ärzte eine Ultraschalluntersuchung durch. Dabei entdecken sie eine 15 mm große, dünnwandige Zyste, etwa 5 mm unter der Hautoberfläche.
Aufgrund der beschriebenen Symptome und dem zeitlichen Zusammenhang mit der Periode vermuten die Ärzte nun, dass es sich um eine Nabelendometriose handelt. Eine medikamentöse Behandlung mit Goserelin – einem GnRH-Analogon – wird eingeleitet. Doch trotz dreimaliger Gabe bleibt die Schwellung bestehen, sodass die Patientin nun eine chirurgische Exzision wünscht.
Die Ärzte entfernen erfolgreich das Knötchen und führen anschließend eine Nabelrekonstruktion durch. Eine anschließende histopathologische Untersuchung des entfernten Materials bestätigt die Diagnose einer Endometriose. Endometriotische Drüsen mit muzinösen Metaplasien und ein schleimiges Sekret im angrenzenden Stroma waren vorhanden.
Epithelialen Atypien sind nicht feststellbar und die Exzision scheint vollständig. Sechs Wochen nach dem Eingriff ist die Patientin asymptomatisch.
Hinweis: Dieser Kanal dient der Veranschaulichung kurioser und obskurer Patientengeschichten. Die Darstellungen orientieren sich an realen, in Fachzeitschriften veröffentlichten Fallberichten. Aufgrund der Kuriosität und Individualität der Fälle kann das Vorgehen allerdings von den aktuellen medizinischen Leitlinien abweichen.
Text- und Bildquelle: Bagage et al./Journal of Medical Case Reports
Bildquelle: DAVE NETTO, Unsplash