Mit Ensovibep ist ein neues vielversprechendes Corona-Medikament im Rennen. Das Besondere: Es muss nur einmal intravenös verabreicht werden. Das könnte die ambulante Therapie von Risikopatienten vereinfachen.
Ein neues Corona-Antiviral konnte in einer Phase-II-Studie vielversprechende Ergebnisse erzielen. Das verkündete Hersteller Novartis zusammen mit der Schweizer Firma Molecular Partners kürzlich in einer Pressemitteilung. Von dem Virostatikum, das nur einmal intravenös verabreicht wird, sollen Risikopatienten in ambulanter Behandlung profitieren.
Das Corona-Mittel namens Ensovibep gehört zu einer neuen Klasse von Proteintherapeutika, den sogenannten DARPins (Designed Ankyrin Repeat Proteins). Das sind künstlich hergestellte Proteine, die unterschiedliche Antigene erkennen und binden können. Im Fall von SARS-CoV-2 dockt Ensovibep an drei verschiedenen Stellen der rezeptorbindenden Domäne (RBD) des Spike-Proteins an. Das soll eine besonders starke Neutralisierung zur Folge haben.
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Laut Herstellerangaben ist das neue Virostatikum dabei tatsächlich sehr erfolgreich: Erste Studien-Ergebnisse zeigen, dass frühzeitig verabreichtes Ensovibep die Viruslast bei Corona-Infizierten über 8 Tage signifikant senken kann.
Im Rahmen des EMPATHY-Trials nahmen 407 COVID-19-Patienten in ambulanter Behandlung an einer Phase-II-Studie teil. 99 von ihnen erhielten ein Placebo. Ziel war es, die richtige Dosis zu finden (75 mg, 225 mg und 600 mg) und die Sicherheit des Mittels zu überprüfen. Ensovibep bzw. das Placebo wurde dabei einmalig kurz nach der Diagnose intravenös verabreicht.
Neben der verringerten Viruslast konnte der Einsatz von Ensovibep auch das Risiko von COVID-19-Patienten senken, ins Krankenhaus eingeliefert werden zu müssen. Laut Pressemitteilung war das Risiko im Vergleich zur Placebogruppe dabei um 78 Prozent reduziert; Infos zur statistischen Signifikanz fehlen an dieser Stelle allerdings.
In-vitro-Experimente bescheinigen dem Medikament zudem eine Wirksamkeit gegen die neuen Corona-Varianten, einschließlich Omikron. Noch sind die Daten, die Novartis präsentiert, allerdings nicht veröffentlicht oder von unabhängiger Seite überprüft worden. Die tatsächliche Wirksamkeit bei Patienten muss jetzt erst noch in Phase-III-Studien, in denen Ensovibep in niedrigster Dosierung eingesetzt werden soll, geklärt werden. Novartis und Molecular Partners wollen nun bei den Zulassungsbehörden eine beschleunigte Prüfung und Zulassung von Ensovibep erreichen.
Das bereits zur Behandlung schwerkranker Covid-Patienten zugelassene Remdesivir wurde inzwischen auch für den ambulanten Einsatz geprüft; kurz vor Weihnachten erschienen die positiven Studienergebnisse im NEJM. Darin zeigte sich, dass die Behandlung die Zahl der Krankenhausaufenthalte und Todesfälle bei ungeimpften Risikopatienten um 87 Prozent reduziert, wenn Remdesivir bald nach der Diagnose verabreicht wird. Allerdings reicht hier die einmalige Gabe nicht aus, Remdesivir wurde im Rahmen der Studie über drei Tage hinweg gegeben.
Hier könnte sich der große Vorteil von Ensovibep zeigen: Sollte es zugelassen werden, würde eine einmalige intravenöse Gabe ausreichen, was die ambulante Behandlung von Risikopatienten deutlich vereinfacht.
Bildquelle: Charles Deluvio, unsplash