Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit leiden unter schmerzenden und geschwollenen Beinen. Bei schweren Fällen muss das Bein amputiert werden. Würden Ärzte öfter neue Therapien einsetzen, könnte Patienten viel besser geholfen werden, so ein Spezialist.
Millionen Menschen leiden in Deutschland unter Gefäßerkrankungen, allein rund fünf Millionen unter der sogenannten Schaufensterkrankheit, also der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK). Die Lebensqualität der Betroffenen ist oft stark eingeschränkt: Schmerzen und Schwellungen in den Beinen gehören dabei zum Alltag. „Patienten mit Gefäßerkrankungen könnte viel besser geholfen werden, wenn Standardtherapien und neue Therapien stärker genutzt würden“, sagt Prof. Holger Reinecke, Gefäßspezialist der Deutschen Gesellschaft für Angiologie (DGA) in Münster. Noch zu oft werden Gefäßerkrankungen zu spät erkannt. Mit schlimmen Folgen: Verengungen in den Blutgefäßen können zu einem Schlaganfall, Herzinfarkt oder sogar zu einer Amputation der Beine führen.
Vor allem im Bereich der pAVK gibt es mehrere gute neue Therapien. Ursache für die Beschwerden ist eine Durchblutungsstörung in den Beinen. In der Wade oder im Gesäßbereich entstehen Schmerzen, weil sich die Blutgefäße verengt haben. Die Muskeln erhalten nicht mehr genug Nährstoffe und Sauerstoff. Wird die Durchblutungsstörung ausgeprägter oder verschließt eine Arterie vollständig, treten die Schmerzen sogar in Ruhe auf. Die Blutgefäße können durch zahlreiche Risikofaktoren geschädigt werden, vor allem aber durch langjähriges Rauchen. Daher werden die von der pAVK betroffenen Beine oft auch Raucherbeine genannt. Weitere Risikofaktoren: Diabetes, Bluthochdruck, eine Fettstoffwechselstörung, Bewegungsmangel, Gicht, Übergewicht und Stress. Die Behandlung erfolgt immer mehrgleisig. An erster Stelle steht, die Risikofaktoren auszuschalten. Das bedeutet: Mit dem Rauchen aufhören und eventuelle Grunderkrankungen wie Bluthochdruck behandeln. Ist das geschehen, sollte durch ein strukturiertes Gehtraining unter Anleitung eine Verbesserung der Durchblutung der noch verbliebenen Gefäße versucht werden. Durch die aktive Bewegungstherapie können sich unter Umständen um den Gefäßverschluss herum kleine Blutgefäße eröffnen und erweitern: Ein Kollateralkreislauf. Hilft das Bewegungstraining nicht, müssen andere Maßnahmen ergriffen werden.
Die Phlebothrombose ist nach dem Herzinfarkt und Schlaganfall die dritthäufigste akut auftretende kardiovaskuläre Erkrankung. Die betroffenen Patienten haben wie Patienten mit pAVK Schmerzen in den Beinen und oft können nur noch kurze Gehstrecken zurückgelegt werden. Ursache für die Erkrankung ist auch hier eine Verengung eines Blutgefäßes, allerdings in diesem Fall meistens im Becken. „Dadurch staut sich das Blut in den Beinen. In der Folge bildet sich ein Thrombus und das Blutgefäß verstopft“, erläutert Prof. Reinecke. Die nunmehr entstandene tiefe Beinvenenthrombose kann schnell lebensgefährlich werden. Denn der Thrombus kann sich lösen und in die Lunge wandern. Eine lebensbedrohliche Lungenembolie droht. Um die Verengung dauerhaft zu beseitigen und das Gefäß offen zu halten, braucht man spezielle Stents. „Die neuesten Venenstents sind einerseits sehr stabil und andererseits sehr flexibel, damit der Patient sie bei Bewegungen nicht spürt”, sagt Prof. Reinecke. Der Venenstent wird unter Röntgenkontrolle über eine kleine Punktion in der Leiste oder der Kniekehle bis zur Verengung vorgeschoben. „Die Einengung der Vene wird so dauerhaft beseitigt. Das Blut aus den Beinen kann wieder ungehindert zum Herzen zurückfließen. Schwellungen und Schmerzen gehen zurück.”, resümiert er. Der Text basiert auf einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin e.V.