Auch wenn die Pocken seit 1980 als ausgerottet gelten, gibt es sie noch in Laboren. Falls das Virus wieder Probleme machen sollte, gibt es nun die erste Behandlungsmöglichkeit mit Tecovirimat. Die EMA hat das Präparat zugelassen.
Seit über 40 Jahren gelten die Pocken als ausgerottet – finden kann man sie nur noch im Labor. Bisher gab es keine richtige Behandlung gegen die Pocken oder gegen die impfassoziierten Nebenwirkungen. Das ändert sich nun mit der EMA-Empfehlung für das orale Medikament Tecovirimat, woraufhin Anfang Januar 2022 die Zulassung folgte.
Die Empfehlung der EMA gilt für Kinder und Erwachsene ab einem Körpergewicht von 13 kg für die Behandlung von Pocken, Affenpocken und Kuhpocken, sowie von Komplikationen nach einer Lebendimpfung gegen Pocken. Tecovirimat inhibiert Orthopoxviren, in dem es VP37, ein konserviertes Membranprotein, hemmt. Das Protein ist wichtig für die Bildung der Virushülle und Virusfreisetzung aus der Wirtszelle.
Da klinische Studien nicht möglich sind, erprobten Forscher die Wirksamkeit und Sicherheit des Medikaments auf einem alternativen Wege: US-Forscher untersuchten die Wirkung von Tecovirimat in infizierten Affen (Affenpocken) und Kaninchen (Kaninchenpocken) anhand der Animal Efficacy Rule der Food and Drug Administration (FDA), die von einem Expertengremium ausgelegt wurden. Zudem untersuchten sie die Pharmakokinetik und Sicherheit des Präparats innerhalb der Placebo-kontrollierten Studie mit 449 nicht-infizierten Menschen.
Die Ergebnisse lassen sich sehen: 90 Prozent der Versuchstiere überlebten, bei der Gabe von 10 mg bzw. 40 mg des Präparats pro kg Körpergewicht über 14 Tage. Für die Placebo-kontrollierte Studie am nicht-infizierten Menschen ergab sich aus diesen Ergebnissen eine tägliche Gabe von zweimal 600 mg über 14 Tage. Die Forscher konnten dabei keine schwerwiegenden Nebenwirkungen beobachten; lediglich Kopfschmerzen, Übelkeit, Bauchschmerzen und Erbrechen wurden erfasst.
Der Antragsteller für dieses Arzneimittel ist SIGA Technologies Netherlands und das Medikament wird in 200 mg Hartkapseln erhältlich sein. Ob und wie Tecovirimat SIGA auch in Deutschland erhältlich sein wird bzw. eingelagert wird, ist derzeit noch nicht bekannt.
Bildquelle: Bilal O., unsplash