Ein 65-jähriger stellt sich mit einem extrem juckenden Hautausschlag in der Klinik vor. 48 Stunden zuvor hatte er ein üppiges Abendessen bei einem chinesischen Buffet zu sich genommen.
Ein 65-Jähriger Mann stellt sich mit einem seit zwei Tagen bestehenden Hautausschlag in einer Hautklinik vor. Er gibt an, die Läsionen zu Beginn auf der Brust, der oberen Extremität und auf dem Rücken bemerkt zu haben. Der Mann beschreibt den Ausschlag als extrem juckend, was ihn die vergangenen Nächte auch - trotz Einnahme von Diphenhydramin - den Schlaf gekostet hatte. Ihm und seiner Frau ist außerdem die Peitschenschlag-artige Beschaffenheit des Ausschlags aufgefallen: Er verläuft geradlinig vertikal über den Rücken.
Die Frage, ob es sich um Kratzspuren handeln könnte, verneint der Patient. Er hat außerdem weder seine Seife noch sein Waschmittel kürzlich gewechselt oder war auf Reisen. Einen vergleichbaren Ausschlag habe er noch nie zuvor gehabt.
In der körperlichen Untersuchung beschreiben die Ärzte einen generalisierten Hautausschlag aus erhabenen, relativ gleichmäßigen erythematösen Papulovesikeln, die linear angeordnet sind.
Doch woher kommt dieser seltsame Ausschlag? Die medizinische Vorgeschichte des 65-Jährigen ist bis auf ein Basalzellkarzinom gänzlich unauffällig.
Doch als die Ärzte ihn noch einmal genauer zu seiner Ernährung befragen, werden sie hellhörig. Er gibt an, vor 48 Stunden beim Abendessen an einem chinesischen Buffet Pilze gegessen zu haben. Dabei habe es sich um eine groß Menge einer Mischung aus gekochten und rohen Pilzen, darunter auch Shiitake-Pilze, gehandelt.
Angesichts der Anamnese und des klinischen Erscheinungsbildes diagnostizieren die Ärzte eine sogenannte Shiitake-Dermatitis. Dabei handelt es sich um eine Hautreaktion, die durch den Verzehr, den Hautkontakt oder das Einatmen von Shiitake-Pilzen oder -Sporen verursacht wird. Als Auslöser für die toxische Reaktion wird in den Pilzen enthaltenes Lentinan angenommen. Es soll immunmodulatorisch auf Makrophagen und Monozyten wirken. Der Patient erhält Triamcinolon, ein mittelstarkes topisches Steroid, welches er zweimal täglich auf die betroffenen Stellen auftragen soll. Innerhalb von einer Woche ist der Ausschlag damit verschwunden.
Text- und Bildquelle: Gomez et al. / Oxford Medical Case Reports