Die Diagnose Typ-1-Diabetes bei Kindern stellt Eltern vor große Herausforderungen. Wissenschaftler haben nun eine App entwickelt, die den Alltag der Betroffenen erleichtern soll.
Typ-1-Diabetes bei Kleinkindern ist tückisch: Ein geringer Insulinbedarf und ein unvorhersehbares Ess- und Bewegungsverhalten sorgen dafür, dass Kinder besonders schnell zu niedrige oder zu hohe Blutzuckerwerte aufweisen. Die ausgeprägten Schwankungen können neben Bewusstlosigkeit und Krampfanfällen auch zu einer lebensbedrohlichen diabetischen Ketoazidose führen. Der Blutzucker sollte daher nicht nur tagsüber, sondern auch nachts kontrolliert werden.
Zur Unterstützung gibt es bereits moderne Technologien wie z. B. die sensorunterstützte Insulinpumpentherapie. Bei den bisherigen Systemen ist jedoch die Unterstützung der Eltern, die den Glukosespiegel ihres Kindes laufend überprüfen und dann die von der Pumpe verabreichte Insulinmenge manuell anpassen müssen, notwendig.
In einem Projekt haben internationale Wissenschaftler deshalb ein Hilfsmittel entwickelt, das in Zukunft diese Arbeit übernehmen könnte. Das Closed-Loop-System funktioniert mit einer von der Universität Cambridge entwickelten App, die in Kombination mit einem Glukosesensor und einer Insulinpumpe als künstliche Bauchspeicheldrüse fungiert. Basierend auf vorhergesagten oder Echtzeit-Glukosewerten passt die App die abgegebene Insulinmenge automatisch an den Bedarf der Patienten an.
Lediglich zu den Mahlzeiten muss dann selbstständig Insulin verabreicht werden. Zu allen anderen Zeiten arbeitet der Algorithmus jedoch von selbst, um den programmierten Glukosezielwert (meist 100 mg/dl) zu erreichen und stabil zu halten. Die Frequenz der blutig gemessenen Werte konnte damit deutlich reduziert werden – gerade bei Kindern ein eindeutiger Vorteil.
In der zweiten Phase des Projekts wurde nun getestet, ob sich die App auch in der praktischen Anwendung bewährt. 74 betroffenen Kindern zwischen 1 und 7 Jahren wurde die Anwendung zur Verfügung gestellt. Um Sicherheit und Wirksamkeit des Closed-Loop-Systems im Vergleich zur sensorunterstützten Insulinpumpentherapie zu überprüfen, verwendeten die teilnehmenden Kinder 16 Wochen lang das von der App gesteuerte System und anschließend 16 Wochen lang die Kontrollbehandlung mit der herkömmlichen sensorunterstützten Insulinpumpentherapie.
Das Ergebnis: Während der App-Nutzung konnte die Zeit im Glukose-Zielbereich (70–180 mg/dl) signifikant erhöht werden konnte, sodass die Kinder zusätzliche 125 Minuten pro Tag länger im Zielbereich waren. Dies hatte bei ohnedies schon sehr gut eingestellten jungen Patienten eine Senkung des HbA1c-Wertes um 0,7 % zur Folge. Zusätzlich zu dieser Verbesserung konnte auch die Zeit mit erhöhten Blutzuckerwerten mithilfe des Closed-Loop-Systems um 9 % verringert werden. Die Eltern der betroffenen Kinder sprachen von einer „enormen Erleichterung sowohl tags- wie auch nachtsüber“.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Medizinischen Universität Innsbruck. Hier findet ihr mehr Informationen zum Projekt.
Bildquelle: McKaela Taylorm, unsplash.