Hypertonie im Alter ist oft mit einem höheren Sterberisiko assoziiert. Doch ist eine Senkung immer sinnvoll? Forscher haben diese Frage untersucht – und einen wichtigen Faktor für die Behandlung identifiziert.
Mit zunehmendem Lebensalter nimmt das Risiko für Bluthochdruck zu, da die Gefäße an Elastizität verlieren. Steigt der Blutdruck, steigt auch das Risiko für einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt. Deshalb gilt die Empfehlung, den systolischen Blutdruck meist medikamentös auf unter 140 mmHg zu senken. Eine starke Absenkung kann jedoch dazu führen, dass das körpereigene Kontrollsystem aus dem Gleichgewicht gerät – Im Zusammenspiel mit Störungen der venösen Durchblutung kann es dann zu einem langanhaltenden Blutdruckabfall kommen, was Stürze begünstigt. Gleichzeitig gibt es Hinweise auf eine Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten, wenn der systolische Blutdruck bei Älteren deutlich unter 130 mmHg gesenkt wird.
Bisher gibt es in den vorhandenen Leitlinien keine einheitlichen Empfehlungen, ob und wann eine intensive Behandlung der arteriellen Hypertonie von Nutzen ist. Ein Ulmer Forschungsteam wollte daher mehr über den Zusammenhang von körperlicher Fitness und altersbedingtem Bluthochdruck wissen.
Die Wissenschaftler werteten dazu Daten von über 1.100 Probanden aus, um die Sterblichkeit in Bezug zum Blutdruck und zur körperlicher Aktivität zu setzen. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass die Gebrechlichkeit das Sterberisiko stark beeinflusst. So lag bei „itteren Personen das geringste Sterberisiko bei einem systolischen Blutdruck von 130 mmHg.
Überraschend war, dass das Sterberisiko bei stark gebrechlichen Älteren mit einem höheren Blutdruck tendenziell sogar sank. Das geringste Risiko verzeichneten gebrechliche Personen mit einem Blutdruck von 160 mmHg oder höher.
„Wie wir beobachten können, verläuft das Altern von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Neben den fitten und sportlich aktiven Über-80-Jährigen gibt es gebrechliche und wenig belastbare 70-Jährige. Unsere Untersuchung bestätigt, wie wichtig dieser Umstand im Alter, beispielsweise in Bezug auf die Anwendung differenzierter Behandlungsansätzen, sein kann“, so Erstautor Kaj-Marko Kremer. Sein Team und er betonen daher, wie wichtig es bei der Behandlung von Bluthochdruck ist, die körperliche und kognitive Fitness der Patienten einzubeziehen. Dies sollte auch in den Leitlinien erwähnt werden.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Universität Ulm. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Valentin B. Kremer, unsplash.