Forscher:innen haben eine batterielose „intelligente Naht“ entwickelt, die drahtlos Informationen über Wunden erfassen und an ein Empfangsgerät übermitteln kann.
Wundinfektionen gehören zu den häufigsten postoperativen Komplikationen, weshalb die regelmäßige Wundkontrolle ein wichtiger Schritt ist, um Infektionen und andere Komplikationen zu verhindern. Es gibt aber natürlich auch tiefe Wundstellen, die sich nach Operationen nicht an der Körperoberfläche befinden. Hier ist bisher die Überwachung nur über klinische Untersuchungen, Laborkontrollen oder auch radiologische Untersuchungen möglich. Wobei letztere einen hohen Kostenfaktor darstellen und Komplikationen meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium detektiert werden können.
Nun wurden Nähte entwickelt, die einen kleinen elektronischen Sensor enthalten. Dieser kann Informationen über den Wundstatus, Leckagen sowie Mikrobewegungen des Gewebes liefern und damit den aktuellen Stand des Heilungsprozesses rückspiegeln. Das Nahtmaterial selbst besteht aus einer Seidennaht, die mit einem leitfähigen Polymer beschichtet ist sowie einem elektronischen Sensor. Dieser leitet die Informationen an ein extrakorporales Lesegerät. Eine Änderung der Frequenz der Signale weist dann auf eine mögliche Komplikation bei der Wundheilung hin.
Dabei ist das verwendete Nahtmaterial gleichwertig zu den bisher gebräuchlichen Materialien und weist auch in der Biotoxizität keinen Unterschied auf. Auch das Nähen an sich unterscheidet sich kaum zu den chirurgischen Standardverfahren. Es muss lediglich beachtet werden, dass der isolierende Teil des Nahtmaterials durch das elektronische Modul geführt werden muss und mittels medizinischen Silikons an den elektrischen Kontakten gesichert wird. Der Abstand zwischen Lesegerät und Naht kann bis zu 50mm betragen.
Bisher ist der Einsatz nur im experimentellen Umfeld möglich. Für die Zukunft planen die Forscher:innen allerdings schon die Entwicklung eines drahtlosen tragbaren Gerätes, dass eine frühere Entlassung aus dem Krankenhaus ermöglichen könnte. Weiterhin sollen die Nähte auch in tieferem Gewebe eingesetzt werden können und speziell auf Komplikationen nach gastrointestinalen Operationen angepasst werden.
Ob die intelligente Naht irgendwann wirklich das bisher verwendete Nahtmaterial ablösen wird, bleibt jedoch noch abzuwarten.
Quelle: © Kalidasan et al. / natureSymbolbild: © Claudio Schwarz / unsplash