Mehr Kinder und Jugendliche erkranken in der Corona-Pandemie an Typ-1-Diabetes. Doch die Ursache bleibt unklar.
Typ-1-Diabetes ist die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindes- und Jugendalter. Allein in Deutschland leiden rund 32.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren daran.
Schon lange wird allgemein für Virusinfektionen eine Assoziation mit dem Auftreten eines Typ-1-Diabetes diskutiert. Ob sich die Corona-Pandemie auf die Häufigkeit von Typ-1-Diabetes im Kindesalter auswirkt, war Fragestellung einer Studie unter Leitung des Kinderdiabetologen Dr. Clemens Kamrath, die jetzt in der Fachzeitschrift Diabetes Care veröffentlicht wurde.
In dieser multizentrischen Studie wurden bundesweite Daten zur Häufigkeit von Neuerkrankungen des Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen von Januar 2020 bis Ende Juni 2021 ausgewertet und mit den Daten der Vorjahre von 2011 bis 2019 verglichen. Die Daten stammen aus dem bundesweiten Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation-Register (DPV-Register).
In den ersten 18 Monaten der Pandemie wurden in Deutschland 5.162 Kinder und Jugendliche mit neudiagnostiziertem Typ-1-Diabetes registriert, entsprechend einer Inzidenz von 24,4 pro 100.000 Patientenjahre. Anhand der Trendanalyse der Jahre 2011 bis 2019 wäre jedoch eine Inzidenz von 21,2 zu erwarten gewesen. Dies entspricht einer Inzidenzerhöhung um 15 Prozent im Zeitraum der Pandemie. Besonders stark betroffen von der Erhöhung der Typ-1-Diabetesinzidenz waren Kleinkinder im Alter unter 6 Jahren, bei denen die Häufigkeit im Gesamtzeitraum um 23 Prozent und im ersten Halbjahr 2021 sogar um 34 Prozent anstieg.
Eine monatsspezifische Analyse zeigte einen zeitlichen Zusammenhang mit den ersten drei Wellen der Corona-Pandemie. Jeweils etwa 3 Monate nach den Höhepunkten der ersten drei Coronawellen zeigte sich ein starker Anstieg der Inzidenz des Typ-1-Diabetes um bis zu 50 Prozent. Valide Informationen zu einer COVID-19-Infektion im Zeitraum vor der Manifestation des Typ-1-Diabetes lagen bei den Kindern nicht vor, so dass die Ursache für die erhöhte Anzahl von Neuerkrankungen unklar ist.
Diese Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Justus-Liebig-Universität Gießen. Die Originalpublikation findet ihr hier und im Text.
Bildquelle: Heather Ford, unsplash