Eine 91-jährige Frau kommt im Schockzustand in die Notaufnahme. Die Ärzte vermuten schnell eine primär kardiogene Ursache. Doch CT-Aufnahmen liefern ein völlig anderes Bild.
Eine 91-jährige Frau hustet seit einigen Stunden blutigen Auswurf, sie schwitzt vermehrt und keucht stark, weshalb sie sich nun in der Notaufnahme vorstellt. Sie erscheint sehr blass und die erste Messung der Vitalparameter versetzt die Ärzte sofort in Alarmbereitschaft.
Der Blutdruck der Frau beträgt 60/31 mmHg, der Puls liegt bei 150 bpm und die Sauerstoffsättigung bei Raumluft bei 74 %. In der körperlichen Untersuchung stellen die Ärzte eine Jugularvenenerweiterung sowie ein pfeifendes Atemgeräusch in beiden Lungenflügeln fest. Doch das EKG zeigt nur eine Sinustachykardie ohne weitere Auffälligkeiten. Also greifen die Ärzte zur Echokardiografie, um sich ein genaueres Bild von der Situation machen zu können.
Dabei entdecken sie Anzeichen einer Herztamponade und eine große, echoreiche Masse scheint das Herz zu komprimieren. Der respiratorische Zustand der Frau verbessert sich unter Sauerstofftherapie und nichtinvasiver Überdruckbeatmung schlagartig, doch der kardiogene Schockzustand bleibt auch unter Flüssigkeits- und Noradrenalingabe kritisch.
Schließlich werden noch CT-Aufnahmen angefertigt. Überraschenderweise liefern diese ein völlig anderes Bild: Herztamponade? - Fehlanzeige. Stattdessen zeigt sich eine große Hiatushernie, durch die der Magen ins Mediastinum verlagert ist und so das Herz von dorsal komprimiert.
Sofort legen die Ärzte eine nasogastrale Sonde, um den Magen zu entlasten. Mit Erfolg, denn schon bald hat sich der Schockzustand aufgelöst.
Normalerweise ist eine Hiatushernie mit Komplikationen solchen Ausmaßes eine Indikation zur Operation, doch in diesem Fall haben sich die Ärzte aufgrund des Alters und Allgemeinzustandes der Frau für eine konservative Vorgehensweise entschieden. Nach der Behandlung der Lungenstauung und einer Aspirationspneumonie wird sie in eine Rehabilitationsklinik verlegt. Der weitere Krankheitsverlauf ist nicht bekannt.
Text- und Bildquelle: Tsuchida et al. / Oxford Medical Case Reports
Titelbild: Unsplash / Justus Menke