Ärzte können bald mit der Verimpfung des Novavax-Impfstoffs loslegen. Die Hoffnung ist groß: Das Protein-Vakzin soll auch noch die letzten Skeptiker überzeugen. Ein Überblick.
Die STIKO hat am gestrigen Donnerstag (3. Februar) ihre Impfempfehlung aktualisiert: Jetzt spricht sie sich auch für die Grundimmunisierung mit dem Impfstoff Nuvaxovid® (NVX-CoV2373) des US-Herstellers Novavax aus. Er kann nun bei Personen ab 18 Jahren eingesetzt werden. Dabei sollen zwei Dosen im Abstand von mindestens 3 Wochen verimpft werden. Die STIKO empfiehlt den Impfstoff allerdings nicht für Schwangere und Stillende. Das Vakzin ist bereits seit dem 20. Dezember 2021 in der EU zugelassen.
Im Unterschied zu den bisher zugelassenen Impfstoffen ist das Novavax-Vakzin weder ein mRNA-Impfstoff noch ein Vektor-Impfstoff. Es handelt sich hierbei um den ersten Proteinimpfstoff, der in der EU zum Schutz vor COVID-19 zum Einsatz kommt. Die Technologie wird bei anderen Impfstoffen schon seit vielen Jahren eingesetzt, wie etwa bei der Grippeschutzimpfung. Experten hoffen deswegen darauf, dass der Protein-Impfstoff die letzten Impfskeptiker überzeugen kann. Dieser kommt allerdings auch nicht ohne Gentechnik aus.
Als Antigen enthält Novavax-Vakzin das gentechnisch hergestellte und modifizierte Spike-Protein von SARS-CoV-2. Baculoviren werden dabei künstlich mit dem Spike-Gen ausgestattet und vermehren sich in einer Zelllinie, die vom Nachtfalter Spodoptera frugiperda abgeleitet sind. Diese Zellen exprimieren dann das rekombinante Spike-Protein, das anschließend extrahiert und aufgereinigt wird.
Zusätzlich ist im Impfstoff das Adjuvans Matrix M™ enthalten, das aus Saponinen besteht. Die Saponine werden aus der Rinde des chilenischen Seifenrindenbaumes (Quillaja saponaria) extrahiert. Dieser Zusatz ist erforderlich, da hochgereinigte Proteine oft nur eine schwache Immunantwort induzieren. Alle Inhaltsstoffe hat die EMA hier aufgelistet.
In Studien konnte Nuvaxovid® überzeugen: In einer klinischen Phase-III-Studie mit rund 30.000 Teilnehmern in den USA und Mexiko konnte eine Schutzwirkung von rund 90 Prozent ermittelt werden. Zwei Drittel der Probanden erhielten zwei Dosen des Impfstoffs im Abstand von drei Wochen, ein Drittel erhielt ein Placebo. Das Ergebnis: Es kam insgesamt zu 77 Corona-Fällen, darunter 63 in der Placebogruppe und 14 in der Vakzingruppe. Zum Untersuchungszeitpunkt zirkulierte allerdings weder die Delta-, noch die Omikron-Variante.
Ob der Novavax-Impfstoff seine Wirksamkeit gegenüber Omikron behält, haben Forscher in einer aktuelleren Studie untersucht. Darin kommen sie zu dem Ergebnis, dass die durch zwei Dosen ausgelöste Immunantwort gegen Omikron und auch gegen andere verbreitete Corona-Varianten wirkt. Eine Booster-Impfung mit einer dritten Dosis Nuvaxovid® sechs Monate später konnte die Immunantwort nochmals verstärken.
Auch zur Verträglichkeit gibt es positive Daten: Allgemein wurde der Impfstoff in der Zulassungsstudien gut vertragen. Schwere unerwünschte Ereignisse waren insgesamt selten, keines dieser Ereignisse trat bei mehr als 1 Prozent der Teilnehmer auf. Am häufigsten wurde über geringe bis mittlere Schmerzen an der Einstichstelle berichtet. Müdigkeit, Kopf- und Muskelschmerzen zählten zu den häufigsten systemischen Reaktionen. Diese hielten in der Regel nicht länger als zwei Tage an. Berichte über Blutgerinnsel oder Herzprobleme habe es nicht gegeben.
Die Auslieferung des Protein-Impfstoffs soll am 21. Februar beginnen. Insgesamt erhält Deutschland in 2022 laut Bundesgesundheitsministerium bis zu 34 Mio. Impfstoffdosen Nuvaxovid®. Die Hoffnung, mit dem Protein-Impfstoff noch viele ungeimpfte Menschen erreichen zu können, scheint groß: Das Land Niedersachsen etwa hat schon eine Warteliste eingerichtet, in die sich Ungeimpfte für einen Impf-Termin mit dem Novavax-Impfstoff eintragen können.
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