Trauer kann ein schwerwiegendes Problem für denjenigen sein, der sich damit auseinandersetzen muss. Nicht nur, dass es den Symptomen von Depressionen ähnelt, es kann sich auch zu einer solchen weiterentwickeln. Angstzustände, Magersucht und viele weitere Krankheitsbilder können zudem von Trauer und damit zusammenhängenden Störungen begünstigt werden. Die WHO hat nun Folgen von Trauer offiziell als Gesundheitsproblem anerkannt und Trauerstörungen als eigenständige Diagnose in das ICD-11 Verzeichnis aufgenommen.
Die „International Classification of Diseases 11” (kurz ICD-11) ist eine von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegebene Klassifikation (in der 11. Version), mit der Krankheiten und verwandte Gesundheitsprobleme systematisch erfasst, analysiert und interpretiert werden. So kann sie z.B. auch für die Meldung von Tod und Krankheit Verwendung finden. Die ICD-11 trat zum 01.01.2022 in Kraft. Auch wenn die Evaluierung und Einführung der neuen Klassifikation laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) noch gut 5 Jahre dauern wird, kann sie schon jetzt Anwendung finden.
Neu mit dabei ist u.a. die Diagnose von Depressionen und Angstzuständen infolge von Trauer. Das ist auch wichtig, um eine Abrechnung solcher Behandlungen mit GKV und PKV zu ermöglichen. Die ICD ist nämlich weltweit einheitlich und bietet Krankenkassensystemen eine Basis für die Abrechenbarkeit von Krankheitsbildern – egal ob in Vollversicherungen oder Notlagentarifen. Mit der ICD-11 bekommen Kassen nun erstmals Daten, welche Kosten durch Trauerreaktionen entstehen. Neben den Kosten werden auch die Arten der Trauerfolgeerscheinungen, wie Angststörungen, Depressionen, Lonely-Heart- und Broken-Heart-Syndrom sowie extreme Vereinsamung statistisch gemessen und klassifiziert.
Beim Lonely-Heart- oder auch Broken-Heart-Syndrom handelt es sich um ein Krankheitsbild, welches gut vergleichbar mit psychischem Stress ist. Kardiologen konnten feststellen, dass Stress, der durch Kummer und Trauer entsteht, dem Herzen schadet. Die Folge sind plötzlich auftretende Schädigungen an der linken Herzkammer bis hin zum Herzinfarkt. Wann genau mit Kostenberechnungen durch die Kassen zu rechnen ist, ist unklar. Gegenwärtig wird mit Oktober 2022 gerechnet. Angebote könnten von Trauerbewältigungs-Sitzungen bis hin zu professionellen Trauerbegleitern, Therapien uvm. reichen. In jedem Fall handelt es sich um eine sinnvolle Ergänzung im ICD-11.