Ärzte, die gegen COVID-19 impfen: Geht gar nicht! Zumindest aus Sicht einiger Patienten. Eine Ärztin berichtet, wie es ist, von Patienten bedroht und terrorisiert zu werden – und wenn der Bodyguard vorm Sprechzimmer stehen muss.
Es ist eine Geschichte, die erschüttert. Landärztin Dr. Kellermayr berichtet auf Twitter von einer Begegnung mit einem Patienten, die sie so schnell nicht vergessen wird:
„Es gibt Patienten, bei denen man einfach schon weiß: Die führen nichts Gutes im Schilde. Man bereitet sich darauf vor. Man trifft Maßnahmen. Man sorgt für Schutz vor physischer Gewalt (ja, wir haben mittlerweile Personenschutz in der Praxis). Ablehnen kann ich diesen Patienten nicht, sonst könnte er das als Diskriminierung aufgrund seines Impfstatus auffassen. Der Impfstatus ist mir aber egal. Was mir nicht egal ist: Die Tatsache, dass er zu einem Kreis Menschen gehört, die nicht mehr und nicht weniger als Schaden anrichten wollen. Sie wollen mir schaden. Weil ich impfe. Weil ich dadurch zu ‚denen‘ gehöre, die es zu bekämpfen gilt.“
„Den Personenschützer hat er heute als solchen erkannt. Er sagte zu ihm, dass dieser Schutz schon notwendig sei und er das verstehe, denn er sei ja selber auch sehr ‚aufbrausend‘. Dann wird er aufgerufen.“
„Beim Reingehen höre ich, wie er die Tonaufnahme auf seinem Handy startet. Er hat eine Broschüre der Praxis mit reingenommen, die er über dem Handy drapiert. Ein Teil von mir ist erleichtert, denn nun weiß ich, was er vorhat. Er wird kein Messer zücken – hier und jetzt ist also niemand akut bedroht – der Bodyguard, der vor der Türe steht, wird seine Waffe stecken lassen können. Was er tatsächlich vorhat, ist eine Masche, die ich schon in Impfstraßen gesehen habe. Jetzt also auch hier bei mir in der Ordination.“
Die Hausärztin kennt diese Masche schon. „Es werden Aufnahmen gemacht, zusammengeschnitten, aus dem Gegenüber Wortfetzen herausgepresst. Es wird versucht, an Aussagen zu kommen, die aus dem Kontext gerissen oder anders zusammengesetzt zu einer völlig gegenteiligen Aussage führen. Der Typ will streiten mit mir, provozieren. Er stellt Fragen, fällt mir immer wieder ins Wort, lässt mich nicht aussprechen. Solche Satzteile lassen sich hinterher leichter schneiden.“
„Es vergehen einige Minuten, bis das Maß dann voll ist und ein Hausverbot rechtfertigt, mit dem ich ihn rausschmeiße. Beim Rausgehen höre ich wieder den Tastenton. Jetzt hat er die Sprachaufnahme beendet.“
Etwa 15 Minuten später bekommt sie eine E-Mail mit einem „Protokoll“, wie der Ordinationsbesuch aus Sicht des Patienten abgelaufen sei. Die Mail trägt den Betreff „Ich werde dich hinrichten“.„Ich habe 2 Zeilen gelesen und dann aufgehört, weil es mich sonst zerreißt vor Wut“, schreibt Dr. Kellermayr auf Twitter. In der Mail beschreibt der Mann detailreich seine Gewaltfantasien, wie er in die Praxis eindringen, wie er die Ärztin und ihr Personal quälen und töten will (das Schreiben liegt der DocCheck Redaktion vor). Doch der Absender wurde verschlüsselt, die Polizei sah keine Chance, den Täter haftbar zu machen.
„Menschen wie er wollen mir meine Arbeit so unmöglich machen, wie sie nur können. Wir haben Ärztemangel und eine Pandemie. Ich kann die Masse an Menschen, die Hilfe brauchen, kaum bewältigen, arbeite 7 Tage die Woche, weit mehr als 100 Stunden und dann kommen Menschen, die alles daran setzen, den Ordinationsbetrieb zu stören.“
„In ihrer Sicht auf die Welt steht es ihnen zu, ohne Rücksicht auf Verluste für maximale Störung zu sorgen. Meine Rechte sind ihnen scheißegal.“
„Mein Recht auf Ausübung meines Berufes. Mein Recht auf Unversehrtheit in jeder Form. Mein Recht, Mensch sein zu dürfen, mit allen Emotionen, die dazugehören.“
„Ich darf nicht sagen, dass ich einen Hass auf solche Menschen entwickle. Sonst steht morgen in der Telegram-Gruppe, ich würde Ungeimpfte hassen. Warum wird dieser Wahnsinn, der hier mit uns passiert, einfach so hingenommen? Warum dürfen uns diese #Covidioten bedrohen und terrorisieren und alle schauen weg?“
Zum Thread von Dr. Kellermayr kommt ihr hier.
Bildquelle: Tom Barrett, Unsplash