In Westafrika sinkt die Zahl an Patienten mit Ebola. Viele Menschen sind gestorben oder haben die Seuche überlebt. Jetzt drohen gleich mehrere Studien daran zu scheitern, dass es kaum neue Infektionen gibt. Hat die Staatengemeinschaft nichts dazu gelernt?
Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO kommt es momentan noch zu einzelnen, punktuellen Ausbrüchen von Ebola. Die Zahl an Neuerkrankungen verringert sich, wenn auch langsam. Wissenschaftler sehen entsprechende Tendenzen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Gleich mehrere Projekte, bei denen Feldtests anstehen, drohen zu scheitern.
Alles begann mit einem vielversprechenden Virustatikum. Im Herbst 2014 hatte die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) grünes Licht gegeben, um Brincidofovir bei Patienten mit Ebola-Infektion einzusetzen. Das experimentelle Therapeutikum ist gegen mehrere DNA-Viren aktiv. Der Wirkstoff hemmt virale DNA-Polymerasen. Details sollten in Phase-II-Studien ermittelt werden. Prüfungen der Phase III bezogen sich auf Zytomegalie. Und auf Adenoviren. Chimerix zufolge traten bei rund 900 bislang Behandelten keine Hinweise auf Schädigungen der Nieren oder Knochen auf, wie es bei dem chemisch verwandten Präparat Cidofovir der Fall ist. Jetzt gab der Hersteller bekannt, zwei Studien abzubrechen. Aufgrund geringer Fallzahlen sei es nicht gelungen, ausreichend viele Patienten zu rekrutieren, hieß es weiter. Für den Konzern gelten Infektionen mit Zytomegalie- oder Adenoviren als veritabler. Forscher halten den Einsatz gegen Pocken- oder Herpes-simplex-Viren ebenfalls für denkbar.
Damit nicht genug: Im November 2014 hatten Heilberufler begonnen, den Impfstoff VSV-ZEBOV zu testen. Als Grundlage diente das Vesicular stomatitis virus (VSV) inklusive genetischer Abschnitte für Glykoproteine des Zaire-Ebolavirus (ZEBOV). Ziel war, zu testen, ob gesunde Probanden ausreichend hohe Antikörpertiter entwickeln. Die Immunantwort entsprach wissenschaftlichen Erwartungen. Geimpfte klagten über Gelenkschmerzen, wobei die Beschwerden wieder von selbst abgeklungen sind. Jetzt könnte es schwierig werden: Um zu klären, ob VSV-ZEBOV tatsächlich Menschen gegen Ebola-Infektionen schützt, sind Tests im Ausbruchsgebiet erforderlich. Das könnte angesichts der punktuellen Ausbrüche logistisch schwierig werden.
WHO-Vertreter warnen jetzt, Ebola nicht zu vergessen. Die nächste Epidemie wird nicht auf sich warten lassen. Bleibt zu hoffen, dass bald wirksamere Therapeutika beziehungsweise Impfstoffe zur Verfügung stehen.