Bei Druckgeschwüren versuchen Ärzte, die Wunde – zur Not chirurgisch – zu sanieren. Gleichzeitig sollten geschädigte Partien entlastet werden. Forscher gaben sich damit nicht zufrieden. Sie konnten mit spezieller hochkalorischer Nahrung den Heilungsprozess beschleunigen.
Pflege mit Folgen: Sind bettlägerige Patienten länger Kräften oberhalb der Kapillardruckschwelle ausgesetzt, hat das für Gewebe fatale Konsequenzen. Es kommt zur Unterversorgung mit Sauerstoff sowie mit Nährstoffen. Früher oder später nekrotisiert das Gewebe, und ein Druckgeschwür (Dekubitus) entsteht. Leiden Patienten an Stoffwechselstörungen, sind sie besonders gefährdet. Damit nicht genug: Stellen mit geringer Weichteildeckung werden ebenfalls rasch in Mitleidenschaft gezogen. Bei mangelernährten Patienten fehlen auch noch schützende Fettpolster. So weit, so bekannt. Jetzt haben Forscher entdeckt, dass Kalorien und Nahrungsergänzungsmittel noch weitere Effekte zeigen.
Italienische Wissenschaftler um Emanuele Cereda vermuteten, Mangelernährung würde die Abheilung von Dekubiti aufgrund der schlechten Stoffwechsellage erschweren. Um ihre These zu überprüfen, suchten sie 200 Patienten mit Dekubitalulzera der Stadien II bis IV. Diese wurden randomisiert zwei Gruppen zugeordnet. Sie erhielten pro Tag die gleiche Menge an Kalorien. In beiden Fällen lag der Proteinanteil bei 10,0 Gramm pro 100 Milliliter. Ein Teil der Erkrankten bekam jedoch Drinks mit spezieller Zusammensetzung. Rund 15 Prozent des Proteinanteils entfiel auf Arginin. Die semiessentielle Aminosäure wird zwar vom Körper synthetisiert. In Zeiten hoher Belastung, hierzu rechnet Cereda auch Heilungsprozesse, sind externe Quellen trotzdem erforderlich. Arginin dient als Stickstoffquelle und soll Wunden schneller heilen lassen. Hinzu kam Zink als Bestandteil von Enzymen zur Geweberegeneration. Matrix-Metalloproteinasen (MMPs) steuern den Ab- und Umbau der extrazellulären Matrix bei Heilungsprozessen. Und die Vitamine C beziehungsweise E setzte Cereda wegen antioxidativer Effekte zu.
Tatsächlich fanden Wissenschaftler in der Gruppe mit speziell zusammengesetzten Drinks, dass sich Ulzera um 60,9 Prozent verkleinert hatten (Vergleich: 45,2 Prozent). Anhand derartiger Studiendaten sieht Emanuele Cereda nicht nur seine These bestätigt, dass eine bessere Nährstoffversorgung Heilungsprozesse beschleunigt. Vielmehr zeigte er, wie wichtig die Zusammensetzung ist. Ob Wissenschaftler tatsächlich schon die optimale Zusammensetzung gefunden haben, erscheint fraglich.