Immuntherapien können bei Patienten mit malignem Melanom in vielen Fällen lebensverlängernd wirken. Doch wirken Antikörpertherapien längst nicht bei allen Patienten. Eine Kombination von Immuntherapeutika mit Betablockern könnte die Effektivität der Behandlung steigern.
Immuntherapeutika finden sich mittlerweile in der Behandlung des malignen Melanoms oder bei Lungenkrebs ebenso wie in der Therapie urothelialer und renaler Tumoren. Zwar lässt sich mit dieser neuen Behandlungsmethode durchaus in vielen Fällen bei klassisch schlechter Prognose eine Lebensverlängerung erreichen, jedoch sprechen bei Weitem nicht alle Patienten auf Immuntherapeutika in gleicher Weise an. Aus diesem Grund ist es wichtig, über neue Wege und auch Kombinationen mit anderen Medikamenten nachzudenken, die einerseits die Ansprechraten deutlich steigern, andererseits aber auch den Therapieerfolg für die Patienten erhöhen. Betablocker beeinflussen die Immunantwort Das metastasierte Melanom ist klinisch betrachtet noch immer eine große Herausforderung. Das 5-Jahres-Überleben liegt bei lediglich 15-20 %. Neben IL-2 als bisherigen Therapiestandard gibt es seit einigen Jahren nun auch einen CTLA-4- sowie einen PD-1-inhibierenden Antikörper. Obgleich diese neuen Formen der Immuntherapie vielversprechend sind, liegen die Ansprechraten bei den Patienten mit fortgeschrittenem Melanom bei lediglich 35 %. Auf der anderen Seite ist seit Langem bekannt, dass insbesondere Beta-adrenerge Rezeptoren (betaAR) die Immunantwort negativ beeinflussen. Präklinische Studien zeigten überdies, dass bei geringer beta-adrenerger Aktivität die T-Zellantwort gegen Tumoren gesteigert werden konnte und sich die Effekte von Standard-Krebstherapien deutlich verbesserten. Es stellt sich die Frage: Bringt die Beeinflussung des beta-adrenergen Systems einen neuen Ansatzpunkt, um auch die vergleichsweise junge Immuntherapie mit CTLA-4- und PD-1-Antikörpern beim Melanom zu verbessern? Kokolus und Kollegen vom Roswell Park Cancer Institute in Buffalo nahmen sich dieser Frage in einer retrospektiven Studie an und schlossen insgesamt 195 Melanom-Patienten ein, die eine kombinierte Therapie bestehend aus IL-2 sowie CTLA-4- oder PD-1-Antikörper erhalten hatten. Etwa ein Drittel dieser Menschen bekam zudem therapiebegleitend einen Betablocker verordnet. Outcome unter Immuntherapie verbessert Insbesondere diejenigen Melanom-Patienten profitierten von dieser Kombination, welche einen Betablocker erhalten hatten, der sowohl gegen Beta-1- als auch gegen Beta-2-adrenerge Rezeptoren wirksam war. Blocker, die lediglich auf Beta-1-Rezeptoren zielten, zeigten indes keinen Überlebensvorteil gegenüber den Patienten ohne jeglichen Betablocker. In einem parallel entwickelten Mausmodell zeigten Kokolus und Kollegen ebenfalls, dass die Kombination aus Immuntherapie und Betablocker die Effektivität der Behandlung steigerte. Im Ergebnis lässt sich somit feststellen, dass sowohl Beta-1 plus Beta-2-spezifische Betablocker, aber ebenso selektive Beta-2-Rezeptorblocker Patienten mit fortgeschrittenem Melanom unter kombinierter Immuntherapie einen Überlebensvorteil boten. Betablocker und Immuntherapeutika könnten also durchaus, wenn kombiniert eingesetzt, synergistisch wirken und die zelluläre Immunantwort für die Tumorabwehr verstärken. Prospektive Kombinationsstudien sollten nun folgen, um ebenso den Effekt der Betablocker in der Immuntherapie des Melanoms auf die Metastasierung sowie die Rezidivneigung zu überprüfen. Insgesamt betrachtet, sind die Studienautoren aber optimistisch, dass bei positivem Ausgang solcher prospektiver Studien die Arzneimittel-Zulassungsbehörden recht schnell eine derartige erweiterte Kombinationstherapie mit bereits zugelassenen Medikamenten umsetzen und auch für weitere Tumorerkrankungen prüfen könnten. Quelle: Beta blocker use correlates with better overall survival in metastatic melanoma patients and improves the efficacy of immunotherapies in mice Kokolus KM et al.; OncoImmunology, doi: 10.1080/2162402X.2017.1405205; 2018