Wer an einem multiplen Myelom erkrankt ist, hat trotz moderner Therapien ein hohes Rückfall-Risiko. Doch woran liegt das? Forscher der Charité haben ein Protein indentifiziert, das verdächtig scheint.
Das multiple Myelom ist eine Krebserkrankung, bei der Immunzellen im Knochenmark – die Plasmazellen – entarten. Durch moderne Therapien hat sich die durchschnittliche Überlebensdauer von Betroffenen zwar deutlich verbessert, dennoch ist ein Rückfall des Knochenmarkkrebs sehr wahrscheinlich. Eine medikamentöse Therapie – z. B. mit den Wirkstoffen Lenalidomid oder Pomalidomid – drängt den Krebs häufig erfolgreich zurück, es besteht allerdings auch die Gefahr einer Therapieresistenz. Nur in wenigen Fällen lässt sich feststellen, weshalb die Erkrankung zurückkehrt oder Patienten unempfindlich für Therapien werden.
Ein Forschungsteam der Charité Berlin untersuchte daher in einer aktuellen Studie, was genau die Rückfälle beim multiplen Myelom verursacht. Bislang wurden nur selten Veränderungen auf der genetischen Ebene, wie bspw. Mutationen gefunden, die eine Therapieresistenz erklären. „Das deutet darauf hin, dass es in den Krebszellen auf anderer Ebene Veränderungen geben muss“, sagt Studienleiter Dr. Philipp Mertins.
Um herauszufinden, ob Veränderungen auf Proteinebene verantwortlich für eine Resistenz sind, nutzte das Forschungsteam die Massenspektrometrie-Technologie. Anhand von Tumorproben, die bei Patienten vor und nach dem Rückfall entnommen wurden, gelang es den Forschenden, mehr als 6.000 Proteine zu quantifizieren. Viele der Proteine lagen nach einem Rückfall entweder in höherer oder geringerer Menge in den Krebszellen als vor der Therapie vor. Ein Großteil dieser Effekte ließ sich jedoch auf ein einzelnes Protein zurückführen: CDK6 – ein Enzym, das die Zellteilung reguliert.
„Als wir die Menge von CDK6 in kultivierten Myelomzellen künstlich erhöhten, wurden diese Zellen unempfindlich gegen die Wirkstoffe Lenalidomid und Pomalidomid“, erläutert Dora Ng, Erstautorin der Studie. „Gaben wir jedoch zusätzlich einen CDK6-Hemmer hinzu, zeigten die Medikamente wieder Wirkung und die Krebszellen gingen zugrunde. Das zeigt, dass sich die Resistenz der Myelomzellen gegen die Therapie zumindest teilweise aufheben lässt, indem man CDK6 hemmt.“
Im Tiermodell bestätigte sich der Effekt schließlich: Wurde neben Pomalidomid auch ein CDK6-Hemmer verabreicht, waren die Überlebenschancen bei einer solchen Erkrankung deutlich besser. „Diese Daten weisen darauf hin, dass auch Patientinnen und Patienten mit einem therapieresistenten multiplen Myelom von einer zusätzlichen CDK6-Hemmung profitieren könnten“, sagt Studienleiter Prof. Jan Krönke. „Auf Basis unserer Daten gehen wir davon aus, dass die Hemmung von CDK6 ein neuer Ansatz für die Behandlung eines zurückgekehrten Multiplen Myeloms sein könnte. Um diese Annahme zu überprüfen, sind nun weitere Studien nötig“, so Krönke weiter.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Jehyun Sung, unsplash.