Vielen Menschen in der Ukraine ist es momentan nicht möglich, sich weiter um ihre Tiere zu kümmern. Einige flüchten samt ihrer Vierbeiner. Wie ihnen geholfen wird und was Tierärzte tun können, erfahrt ihr hier.
Es mag anlässlich der katastrophalen humanitären Lage in der Ukraine momentan für viele zynisch erscheinen, aber auch viele Tiere benötigen durch den andauernden Krieg Hilfe. Die Versorgung von Zootieren, Nutztieren und Tierheimen ist nicht länger gewährleistet, genauso wenig wie die tierärztliche Versorgung vor Ort. Viele Menschen wollen ihre Haustiere nicht im Stich lassen und suchen mit ihnen Schutz vor den Bombardements oder Verlassen gemeinsam das Land.
Zum einen hat die EU die Einreise erleichtert. Da die Ukraine in Bezug auf die Tollwut ein nicht gelistetes Drittland ist, gelten normalerweise besondere Anforderungen für die Einreise mit einem Tier. Um den Geflüchteten bürokratische Hürden zu ersparen, gab das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bereits Ende Februar bekannt, dass Deutschland und andere EU-Länder vorübergehend erleichterte Bedingungen für Ukrainer und ihre Haustiere geschaffen haben. Die StIKo Vet schreibt dazu auf ihrer Homepage: „Für die Einreise nach Deutschland bedeutet dies, dass Tierhalter mit ihren Heimtieren bis auf Weiteres aus der Ukraine einreisen können, ohne vorab eine Genehmigung beantragen zu müssen. Die Einreisenden werden anschließend gebeten, sich mit der lokalen Veterinärbehörde in Verbindung zu setzen, um den Gesundheitsstatus des Tieres im Hinblick auf die Tollwut bestimmen und ggf. Maßnahmen einleiten zu können (z.B. die Ausstellung eines Heimtierausweises, Mikrochipping, eine Tollwut-Impfung, eine Antikörper-Titer Bestimmung oder ggf. eine Isolierung des Tieres).“
Die Bundestierärztekammer (BTK) verweist auf ihrer Webseite außerdem auf einen Aufruf der Federation of Veterinarians of Europe (FVE), alle Human- und Tierarzneimittel, pharmazeutische Wirkstoffe und alle andere Rohstoffe, die zur Herstellung von Diagnostika, Behandlungen und Impfstoffen benötigt werden, vom Geltungsbereich der Sanktionen auszunehmen.
Die FVE hat mit Unterstützung von FECAVA (Federation of European Companion Animal Veterinary Associations) und WVA (World Veterinary Association) das Webportal VetsForUkraine entwickelt, um die Hilfsangebote europäischer Tierärzte zu koordinieren.
Auch die Universitätsklinken wollen helfen. So bietet z.B. die Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) ihre Unterstützung an. Sie schreiben: „Wir möchten in der aktuell schwierigen Situation für die ankommenden Flüchtenden einen kleinen Beitrag zur Hilfe leisten und notwendige Behandlungen für ihre Haustiere kostenfrei durchführen. Auch bei der Erfüllung vorgeschriebener Kennzeichnungspflichten helfen wir.“ Auch denkt die zugehörige Klinik für Heimtiere, Reptilien und Vögel an Ukrainer mit eher außergewöhnlichen Haustieren. So sollen Geflüchtete, die mit ihren Vögeln, Reptilien, Kaninchen, Frettchen, Hamstern oder Meerschweinchen nach Deutschland gekommen sind und Hilfe benötigen, sich an sie wenden. „Für einige Tierarten sind die rechtlichen Bestimmungen etwas komplizierter. Hier unterstützen wir auch und bieten administrative Hilfe an“, erklärt Klinikleiter Professor Dr. Michael Pees auf der TiHo-Homepage.
Realistisch gesehen, werden viele der von Menschen gehaltenen Tiere den Krieg in der Ukraine nicht überleben. Und doch setzen sich viele Menschen vor Ort für sie ein. So wurden Tiere aus einem Zoo in Kiew in einer Rettungsaktion erfolgreich in einen polnischen Zoo übersiedelt. Der polnische Zoo Poznań bietet ihnen eine vorübergehende Unterkunft und Versorgung und wird hierbei vom IFAW (International Fund for Animal Welfare) unterstützt.
Auf der Webseite des IFAW beschreibt die polnische Zoodirektorin Ewa Zgrabczyńska die Situation, in der zunächst nicht klar war, ob der Hilfskonvoi es unversehrt aus der Ukraine schaffen würde: „Im Moment befinde ich mich an der Grenze und warte auf die Überführung der Löwen und Tiger. Die Tiere leben noch, aber ich weine, die Straße ist voll von flüchtenden Autos und Menschen, eine dramatische Situation; Zeit ist so ein wichtiger Faktor, um ihnen zu helfen. Sie können sich die Tragödie des Krieges hier nicht vorstellen, Tiere in Kiew – getötet. Kein Essen. Ich fühle mich machtlos, aber wir werden versuchen, weitere Transfers zu organisieren und Futter zu bringen.“
Folgende Hilfsorganisationen setzen sich für die Versorgung von Mensch und Tier in der Ukraine und den Grenzgebieten ein:
Equiwent Hilfe: Tier & Mensch e.V.
Vier Pfoten
Deutscher Tierschutzbund e.V.
International Fund for Animal Welfare, IFAW
Bildquelle: Anoir Chafik, unsplash