Frauen zwischen 50 und 69 Jahren haben Anspruch auf eine Mammografie. Doch was ist mit anderen Altersgruppen? Experten haben nun untersucht, ob es sinnvoll wäre, das Screening-Programm auszuweiten.
Das deutsche Mammografie-Programm dient der Früherkennung von Brustkrebs. Frauen zwischen 50 und 69 Jahren haben alle zwei Jahre Anspruch auf die Untersuchung. Nach einem Update 2021 empfiehlt die EU-Leitlinie, Frauen zwischen 45 und 49 Jahren sowie zwischen 70 und 74 Jahren in das Vorsorge-Programm einzubeziehen. Experten haben nun im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) untersucht, ob auch diese Altersgruppen von einem regelmäßigen Screening auf Brustkrebs profitieren würden.
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) lud daher Frauen beider Altersgruppen zu einem Screening ein, um den Nutzen zu bewerten. 600.000 Patientinnen zwischen 45- bis 49 nahmen in der ersten Gruppe teil. Die Auswertung der Screening-Daten zeigte, dass in dieser Gruppe etwa 350 von 10.000 eine anschließende Abklärungsdiagnostik benötigten. Das Screening hatte aber auch negative Konsequenzen: Bei 41 von 10.000 dieser Altersgruppe wurde Brustkrebs diagnostiziert, der ohne Früherkennungs-Untersuchung zwar nie aufgefallen wäre, aber auch keine Probleme verursacht hätte. Dem Überlebensvorteil stehen also falsch-positive Befunde und Überdiagnosen gegenüber, die unnötig Besorgnis erregen könnten. „Da jede einzelne Frau durch ihre Teilnahme am Mammografie-Screening-Programm ihr Risiko, an Brustkrebs zu sterben, nur geringfügig senken kann, bleibt die individuelle Bewertung und Abwägung in dieser Altersgruppe unerlässlich“, erläutert IQWiG-Leiter Jürgen Windeler.
Ein externes Forschungsteam untersuchte daraufhin, wie sich häufigere Mammografien auf die Sterblichkeit und auf das Risiko falsch-positiver Screening-Befunde auswirken. Die Ergebnisse der Modellierung legen nahe, dass bei Frauen von 45 bis 49 Jahren ein Screening alle zwei Jahre ein günstigeres Nutzen-Schaden-Verhältnis hat als ein jährliches Screening. Dies liegt vor allem daran, dass ein jährliches Screening zu deutlich mehr falsch-positiven Ergebnissen bei den teilnehmenden Frauen führen dürfte.
Für die Nutzenbewertung bei Frauen ab 70 Jahren ist die Datenlage deutlich dünner. Nur rund 18.000 Teilnehmerinnen wurden in die Studie eingeschlossen. Diese Datenlage sei für eine abschließende Nutzen-Schaden-Abwägung unzureichend, so die Experten. Projektleiterin Konstanze Angelescu rät daher zu Geduld: „Wir alle wären hocherfreut, wenn es auch für Frauen über 70 Jahren eine nachweislich vorteilhafte Methode der Brustkrebsfrüherkennung gäbe. Die Daten zeigen dies bislang aber nicht, sodass man die laufende Studie in Großbritannien abwarten sollte.“ Weiterhin müsse das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) die Zulässigkeit der Ausweitung attestieren.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Rebekah Vos, unsplash.