Intervallfasten liegt im Trend – neben Gewichtsverlust bringt die spezielle Diät noch weitere Gesundheitsvorteile mit sich. Wie das intermittierende Fasten sich auf Herzpatienten auswirkt, untersucht eine laufende Studie.
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Intervallfasten diverse positive Effekte für die Gesundheit mit sich bringt. So kann es nicht nur beim Abnehmen helfen, sondern beeinflusst auch Herz-Risikokrankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck und erhöhtes Cholesterin positiv. Somit kann diese Form des Fastens auch bei Herzinfarktpatienten dazu beitragen, das Risiko für einen weiteren Infarkt zu reduzieren. In Deutschland werden pro Jahr über 212.000 Herzinfarkte vollstationär versorgt (Deutscher Herzbericht 2020).
In ihrer Studie „Intervallfasten nach Myokardinfarkt“ (INTERFAST-MI) untersucht das Team um Zoe Kefalianakis, Dr. Jochen Dutzmann und Prof. Daniel Sedding vom Universitätsklinikum in Halle (Saale) die Frage, ob Intervallfasten auch die Regeneration des Herzens nach einem Herzinfarkt unterstützen kann. So ließe sich eine chronische Herzinsuffizienz vermeiden. „Intervallfasten löst Veränderungen im Zellstoffwechsel aus, die wiederum viele Gemeinsamkeiten mit genau den Zellprogrammen zeigen, die eine Heilung des Herzmuskels und eine Wiederherstellung der Durchblutung und der Pumpfunktion des Herzens begünstigen“, betont Sedding, Direktor der Uniklinik für Kardiologie in Halle. Die Wissenschaftler wollen analysieren, inwiefern sich Intervallfasten zur Vorbeugung von erneuten Herzinfarkten und einer Herzschwäche „als ein neuer nebenwirkungsarmer Therapiebestandteil etablieren“ kann, ergänzt Dutzmann.
Fastenperioden setzen ein Regenerationsprogramm in Gang, das den Energiehaushalt im Körper optimiert und Schutzmechanismen der Körperzellen aktiviert. Dieser Vorgang versetzt Körperzellen in Hibernation und verbessert so die Immunabwehr und Heilungsmechanismen. Darüber hinaus startet er in den Zellen die Autophagie und verändert deren Stoffwechsel. Die Zellen konzentrieren sich daraufhin auf einen effektiveren Kraftstoff für Gehirn und Muskeln, die Ketonkörper.
Bei einem Herzinfarkt wird ein Teil des Herzmuskels aufgrund eines Thrombus von der Sauerstoffversorgung getrennt. Dieser Teil des Herzens verfällt nach dem Infarkt entweder in Hibernation oder stirbt ab und vernarbt. Das Herz verliert allmählich an Leistung und es kann zu einer chronischen Herzinsuffizienz kommen. Bei der Behandlung von Herzinfarktpatienten kommt es also auch darauf an, die Pumpfunktion des Herzmuskels so weit wie möglich wiederherzustellen, um der drohenden Herzinsuffizienz vorzubeugen. Hier könnte das Intervallfasten und die durch die Fastenperioden ausgelösten Effekte ins Spiel kommen. Denn der Hungermodus des Körpers setzt Zellprogramme in Gang, die eine Heilung des Herzmuskels und eine Wiederherstellung von Durchblutung und Pumpfunktion begünstigen.
In der INTERFAST-MI-Studie werden Patienten nach einem schweren Herzinfarkt anhand von Zufallskriterien auf zwei Gruppen aufgeteilt. Während die Studienteilnehmer der ersten Gruppe nach der Methode 16:8 Intervallfasten (16 Stunden am Stück fasten, 8 Stunden nach Belieben essen), ernähren sich diejenigen der zweiten Gruppe weiter wie bisher. Die Wissenschaftler begleiten beide Gruppen eng, untersuchen die Herzfunktion jeweils nach einem, drei und sechs Monaten und vergleichen die Ergebnisse miteinander. Ziel ist es festzustellen, ob das Intervallfasten einen nicht-medikamentösen, nebenwirkungsarmen Ansatz zur Heilung des Herzmuskels nach einem Infarkt darstellen könnte.
In weiteren Schritten soll auch erforscht werden, wie sich das Intervallfasten auf weitere Folgen des Herzinfarkts auswirkt, wie die Anzahl der nötigen Krankenhauseinweisungen, das Entstehen von Folgeerkrankungen oder das Auftreten eines neuen Infarkts.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Deutschen Herzstiftung.
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