Eine akute myeloische Leukämie ist besonders für ältere Patienten sehr bedrohlich. Ein Forschungsteam hat nun neue Erkenntnisse zu einem Protein gewonnen, die zur Entwicklung von Therapien beitragen könnten.
Transkriptionsfaktoren sind Proteine, die die Aktivität unserer Gene steuern. Bei fehlerhafter Funktion können sie zur Entstehung von Krebs beitragen. So auch im Falle einer akuten myeloischen Leukämie (AML): Wissenschaftler vermuten schon länger einen Zusammenhang zwischen der häufigsten Leukämie-Erkrankung und dem Protein MYB.
Eine Arbeitsgruppe um Prof. Karl-Heinz Klempnauer der Uni Münster konnte bereits zeigen, dass eine Überaktivität des MYB-Proteins in Zusammenhang mit der AML Erkrankung steht: Das Team wies nach, dass bestimmte niedermolekulare Substanzen in der Lage sind, die Aktivität von MYB zu hemmen, indem sie dessen Zusammenspiel mit einem sogenannten Ko-Aktivator behindern – also Proteine, die die regulatorische Wirkung von Transkriptionsfaktoren auf ihre Zielgene verstärken. Die Hemmung des Zusammenspiels zwischen MYB und dessen Ko-Aktivator führte dazu, dass die Vermehrung von AML-Zellen blockiert wurde. Ein wichtiger Ansatz zur Entwicklung von Therapien, doch nicht genug.
In einer aktuellen Studie wollte das Team nun weitere, effektivere MYB-Inhibitoren identifizieren. Dabei widmeten sie sich den sogenannte Histon-Deacetylase (HDAC)-Inhibitoren, die bereits als Therapie für andere Krebsarten eingesetzt werden. HDAC sind Enzyme, die Histone – dies sind wichtige Proteine, die für die „Verpackung“ der DNA im Zellkern zuständig sind – chemisch verändern und damit direkt die Genexpression regeln.
Bei der Untersuchung stießen die Forschenden auf eine weitere, bisher unbekannte Verbindung: Bcr-TMP. Eine Verbindung, die zusätzlich die Funktion der sogenannten Mikrotubuli hemmt. Diese bilden ein Netzwerk von dynamisch auf- und abbaubaren Zellstrukturen, welches unter anderem für die Zellteilung benötigt wird. Inhibitoren, die dieses Netzwerk zerstören, sind schon länger bekannt und werden aufgrund ihrer Fähigkeit, die Zellteilung zu hemmen, bereits seit vielen Jahren in der Krebstherapie eingesetzt.
Das Besondere dieses neuen Inhibitors ist – so vermuten Klempnauer und Kollegen –, dass er in AML-Zellen gleichzeitig zwei unterschiedliche, für die Vermehrung der Zellen wichtige Prozesse attackiert: Zum einen die Regulation von Genen durch den Transkriptionsfaktor MYB und zum anderen den Prozess der Zellteilung. Die Entdeckung der neuen Inhibitoren und deren Wirkung auf MYB könnte nun zu Entwicklung neuer Therapien gegen AML führen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Wilhelm Sander-Stiftung. Hier und hier findet ihr die Originalpublikationen.
Bildquelle: National Cancer Institute, unsplash.