Wie beeinflusst die Ernährung das Mikrobiom der Vagina – und hat es möglicherweise Auswirkung auf die Gesundheit von Säuglingen? Forscher untersuchen den Faktor Scheidenflora.
Für die Gesundheit einer Frau ist das vaginale Mikrobiom von großer Bedeutung. Auch die Ernährung spielt dabei eine Rolle: Studien belegen, dass Frauen mit einem eingeschränkten Zugang zu gesunder Ernährung ein höheres Risiko aufweisen, ein ungesundes vaginales Mikrobiom zu entwickeln. In einer weiteren Studie konnten Wissenschaftler feststellen, dass das Mikrobiom von Mäusen einen großen Einfluss auf die Hirnentwicklung und die Stressresistenz ihrer Jungtiere hat.
Wissenschaftler der University of Maryland sahen darin eine mögliche Verbindung und untersuchten, wie die Ernährungsweise sich auf das vaginale Mikrobiom und somit auch auf die Entwicklung menschlicher Kinder auswirkt. Dazu pflanzten die Wissenschaftler gesunde und ungesunde Bakterienproben von Frauen in schwangere Mäuse ein. Anschließend erhielten ihre per Kaiserschnitt geborenen Jungtiere dieselben vaginalen Mikrobiome. So sollte eine Exposition während einer vaginalen Geburt nachgeahmt werden.
„Wir wollten so die biologischen Faktoren identifizieren, mit denen man eventuell negative gesundheitliche Folgen vorhersagen kann und herausfinden, wie jeder einzelne dieser Faktoren zu den Ungleichheiten in unserer Gesellschaft beiträgt“, erklärt Studienautorin Dr. Tracy Bale. Das Ergebnis des Experiments zeigt, dass ein ungesundes vaginales Mikrobiom bei schwangeren Mäusen in Kombination mit einer ungesunden Ernährung zu einer erhöhten Sterblichkeitsrate ihrer Jungtiere beitrug. Außerdem stellten die Forscher fest, dass sich der überlebende Nachwuchs anders entwickelte.
Das Team wiederholte daraufhin das Prozedere und fügte die Risikofaktoren Prädiabetes und Fettleibigkeit hinzu. Dazu ersetzten sie die gesunde fettarme und ballaststoffreiche Nahrung der schwangeren Mäuse mit einer ungesunden, fettreichen und ballaststoffarmen Ernährung. Das Ergebnis war erstaunlich: 60 % der Jungtiere, die dem ungesunden menschlichen Mikrobiom ausgesetzt waren und die ungesunde Nahrung erhielten, starben innerhalb von 48 Stunden nach der Geburt. Bei gleicher Mikrobiomexposition, aber gesunder, ballaststoffreicher Ernährung, sank die Sterblichkeitsrate hingegen um mehr als die Hälfte. Indem die Forscher den Mäusen also eine gesündere Ernährung anboten, konnten sie die Todesfälle aufgrund des ungesunden vaginalen Mikrobioms ausgleichen.
„Letztlich führte die Komponente des vaginalen Mikrobioms zu dramatischen Veränderungen im Gehirn – der Entwicklung des fetalen Immunsystems. Es scheint, dass dieses überaktive Immunsystem das Risiko für die Säuglingssterblichkeit erhöht“, so Studienleiterin Bale.
„Beim Menschen hatten wir diese Assoziationen mit ungesunden vaginalen Mikrobiomen bereits beobachtet. Jetzt erlaubt uns unsere Arbeit, diese Verbindung herzustellen und die Mechanismen zu identifizieren. Diese könnten vielleicht als neue Biomarker zur Identifizierung von Risikopatientinnen eingesetzt werden“, so Bale weiter. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass einfache Maßnahmen beim Menschen, wie beispielsweise gesunde Ernährung, helfen könnte, die Kindersterblichkeitsrate zu senken.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der University of Maryland School of Medicine. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Colin Maynard, unsplash.