Eine junge Frau beschreibt allmählich fortschreitende linksseitige Brustschmerzen, die mit Atemnot und einem Engegefühl in der Brust einhergehen. Auskultatorisch vermuten die Ärzte eine Verschiebung der Trachea. Doch wie konnte es dazu kommen?
Eine 17-jährige Frau stellt sich in Tansania mit seit 3 Monaten allmählich fortschreitenden linksseitigen Brustschmerzen, die mit Husten, Atemnot und Engegefühl in der Brust einhergehen, beim Arzt vor. Sie berichtet zudem, die Schmerzen würden schlimmer, wenn sie auf der betroffenen Seite liege. Hämoptysen, Fieber, Nachtschweiß oder Gewichtsverlust, sowie Belastungsdyspnoe und Orthopnoe verneint sie jedoch. Außerdem ist ihre medizinische Vorgeschichte unauffällig, sie raucht nicht und trinkt keinen Alkohol.
Bei der körperlichen Untersuchung liegt ihre Sättigung bei 99 %, ihr Puls beträgt 100 bpm und der Blutdruck 116/79 mmHg. Erste Laboruntersuchungen ergeben einen Hämoglobinwert von 12,9 g/dl und ein Serumkreatinin von 72 μmol/l; die Prothrombinzeit und die INR betragen 11,3 bzw. 0,89 Sekunden. Die Serumelektrolyte liegen im Normalbereich.
Anhand des Auskulationsbefundes vermuten die Ärzte, dass die Luftröhre nach rechts gekrümmt und der Lufteintritt auf der linken Seite vermindert ist. Um dies genauer abzuklären, lassen sie Röntgenaufnahmen des Brustkorbes anfertigen. Diese liefern ein überraschendes Bild: Zwar kann so die Trachealdeviation bestätigt werden, doch zudem zeigt sich eine merkwürdige Masse im linken Hemithorax.
Sofort fordern die Ärzte auch noch CT-Aufnahmen an, welche das gesamte Ausmaß verdeutlichen. Die Masse nimmt den gesamten linken Hemithorax ein und misst 12,3 × 14,4 × 22,8 cm.
Dadurch ist die linke Lunge teilweise kollabiert und auf die kontralaterale Seite des Mediastinums verschoben. Die Ärzte vermuten, dass es sich um ein pleuropulmonales Blastom bzw. ein Ganglioneurom handelt. Es folgt eine CT-gesteuerte Biopsie. Doch diese zeigt merkwürdigerweise gutartige Spindelzellen auf myxoidem Hintergrund.
Gemeinsam mit der Patientin wird die Entscheidung zur Entfernung der Masse getroffen. Die Ärzte führen eine linksseitige Thorakotomie durch und blicken anschließend auf eine große, feste Masse im hinteren Mediastinum, die von der parietalen Pleura neben den Brustwirbeln ausgeht und an den hinteren Rippen und der Interkostalmuskulatur befestigt ist. Zudem erspähen sie ein Hauptversorgungsgefäß aus der Aorta descendens. Sie entfernen den Tumor, der satte 2,4 kg wiegt, und senden das Präparat zur histopathologischen Untersuchung ein.
Dabei zeigen sich erneut spindelförmige, in Faszikeln angeordnete Zellen ohne Atypien, die immunhistochemisch positiv für Desmin sind.
Aufgrund dieser Konstellation wird ein Leiomyom diagnostiziert. Die Patientin kann bereits am 9. postoperativen Tag entlassen werden. Bei ambulanten Nachuntersuchungen ist die junge Frau beschwerdefrei.
Text- und Bildquelle: Tarmohamed et al. / Journal of Surgical Case Reports
Bildquelle: Håkon Grimstad / Unsplash