Jedes Jahr aufs Neue vergleicht die schwedische Nichtregierungsorganisation Health Consumer Powerhouse (HCP) Gesundheitssysteme in Europa. Bei ihrem aktuellen Report sinkt Deutschland auf Platz neun ab. Es gibt viel zu tun.
Health Consumer Powerhouse (HCP), eine schwedische NGO, hat es sich zur Aufgabe gemacht, in regelmäßigen Abständen Europas Gesundheitssysteme zu untersuchen. Forscher erfassen dabei in 36 Ländern 48 verschiedene Indikatoren, etwa Patienteninformationen, Patientenrechte, Präventionsprogramme sowie die Zugänglichkeit medizinischer beziehungsweise pharmazeutischer Leistungen. Jetzt liegt der fünfte Euro Health Consumer Index (EHCI) vor.
Am besten schnitten die Niederlande ab – mit 898 von 1.000 möglichen Punkten. Dann folgen die Schweiz, Norwegen, Finnland, Dänemark, Belgien, Island, Luxemburg und Deutschland. Viele westeuropäische Länder kommen auf Werte über 800 Punkte und gelten als Spitzenreiter. Am Ende der Skala rangieren Serbien, Montenegro, Rumänien und als Schlusslicht Bosnien-Herzegowina. Arne Björnberg von HCP resümiert, trotz erfreulicher Tendenzen gehe die Schere zwischen armen und reichen Ländern weiter auseinander.
Mit 812 von 1.000 möglichen Punkten hat Deutschland nur einen neunten Platz ergattert – 2013 rangierte unser Gesundheitssystem noch auf dem siebten Platz im Ranking. Einige der Beweggründe: HCP stellt den „traditionell erstklassige[n] Zugang“ zu heilberuflichen Leistungen teilweise infrage, etwa bei schnell erforderlichen Hausarztterminen. Bei der Einführung neuer, innovativer Wirkstoffe hat Deutschland trotz aller Restriktionen 86 von 100 Punkten erreicht – ein Spitzenwert. Optimerungsbedarf gibt es bei Behandlungsergebnissen. Hier nennt HCP vor allem Herzerkrankungen. Weitere Verbesserungen hat es im Vorsorgebereich gegeben. Auf den Lorbeeren sollten sich Heilberufler und Gesundheitspolitiker nicht ausruhen.
Ausgehend von den Ergebnissen gibt der Euro Health Consumer Index zahlreiche Verbesserungsvorschläge. Forscher bewerten den Konsum von Alkohol und Nikotin weiter als problematisch – Präventionskampagnen greifen nur bedingt. Im medizinischen Bereich sollten Nierenerkrankungen mehr Priorität bekommen. Der Zugang zu Transplantationen sei schlecht, und Dialysen fänden fast nur in Kliniken statt, schreiben die Autoren. Stattdessen sollte die Heimdialyse ausgeweitet werden: ein Gewinn an Lebensqualität für Patienten, aber gleichzeitig eine Möglichkeit, Gelder im Gesundheitssystem zu sparen.