Fast eine Million Deutsche leiden an Gicht. Für die Behandlung gibt es aktuell zwei Wirkstoffe – aber welcher der beiden ist besser? Das hat jetzt eine Studie untersucht.
Allopurinol und Febuxostat sind bekannte Wirkstoffe zur Behandlung von Patienten mit Hyperurikämie. Doch wie steht es um die Sicherheit und die Wirksamkeit beider Pharmaka im Vergleich? Dieser Frage sind Forscher um Dr. James R. O’Dell vom Veterans Affairs (VA) Nebraska-Western Iowa Health Care System, Omaha, nachgegangen. VA ist ein staatlicher Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen speziell für Veteranen. Die randomisierte Studie zeigt, dass das günstige, vergleichsweise sichere Allopurinol dem teuren Febuxostat nicht unterlegen ist. Angesichts hoher Verordnungszahlen hat diese Veröffentlichung durchaus Relevanz.
Zum Hintergrund: In Zulassungsstudien hat Febuxostat den Urat-Zielwert effektiver erreicht als 300 mg Allopurinol. Doch gegen höhere und möglichweise effektivere Allopurinol-Dosen wurde es nicht geprüft. Deshalb haben O’Dell und Kollegen die relative Wirksamkeit und Sicherheit von Allopurinol und Febuxostat mit einer doppelblinden Nichtunterlegenheitsstudie untersucht.
Eingeschlossen wurden Teilnehmer mit Gicht und Hyperurikämie. Mindestens 33 % von ihnen hatten eine chronische Nierenerkrankung in Stadium 3. Für die 72-wöchige Studie wurden sie nach dem Zufallsprinzip Allopurinol oder Febuxostat zugeteilt, wobei die Dosis auf den Zielwert des Serumurats angepasst wurde.
Die Studie bestand aus drei Phasen: Titration zur Einstellung der richtigen Dosis nach ärztlicher Empfehlung (Wochen 0 bis 24), Erhaltungstherapie (Wochen 25 bis 48) und Nachbeobachtung (Wochen 49 bis 72). Allopurinol und Febuxostat wurden mit Tagesdosen von 100 bzw. 40 mg initial gegeben, wobei die maximale Dosis bei täglich 800 bzw. 120 mg lag.
Die Studie umfasste 940 Teilnehmer. 20,1 % zogen ihre Einwilligung zurück – wobei der Anteil in beiden Studienarmen ähnlich hoch war. Im dritten Teil der Studie hatten 36,5 % der mit Allopurinol behandelten Teilnehmer mindestens einen Krankheitsschub, verglichen mit 43,5 % der mit Febuxostat behandelten Teilnehmer.
Insgesamt erreichten 80 % in Phase 2 die mittleren, ärztlich empfohlenen Zielwerte für Urat, wobei es keine Unterschiede zwischen den Behandlungen gab. Ähnliche Ergebnisse wurden bei Teilnehmern mit chronischer Nierenerkrankung in Stadium 3 festgestellt.
Damit bestätigt die Studie bekanntes Wissen. In der deutschen Leitlinie „Gicht: Häufige Gichtanfälle und Chronische Gicht“ heißt es etwa zur Pharmakotherapie: „Als Mittel der ersten Wahl zur Harnsäuresenkung soll Allopurinol verwendet werden.“ Nach aktueller Recherche gebe es „gute Evidenz für eine Überlegenheit von Allopurinol im Nebenwirkungsprofil“; Febuxostat solle „in Anbetracht des Risikoprofils nicht als Mittel der ersten Wahl empfohlen werden“. Bei Patienten mit kardiovaskulärem Risikoprofil wird der Wirkstoff mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität in Verbindung gebracht; ein Rote-Hand-Brief wurde veröffentlicht.
Darüber hinaus lohnt ein Blick auf die Kosten. Seit drei Jahren sind Febuxostat-Generika auf dem Markt. Damit ist das hochpreisige Originalpräparat Adenuric® (AVP 123,71 Euro für 84 Stück) preislich keine Grundlage mehr.
Der Arzneiverordnungsreport 2020 nennt bei Allopurinol ein Verordnungsvolumen von 323,8 Millionen definierten Tagesdosen (DDD) bei 0,24 Euro pro DDD. Für Febuxostat sind es 47,6 Millionen DDD bei 1,13 Euro pro DDD (jeweils Nettokosten). Immerhin gibt es bundesweit rund 950.000 Menschen mit Gicht. Damit spricht viel gegen Febuxostat.
Bildquelle: Josh Appel, Unsplash