Nach Erhalt einer neuen Niere beginnt für Ihre Patient*innen ein neues Leben. Zeiten voller Sorgen und Ängste können diese nun Stück für Stück hinter sich lassen. Die Psyche der transplantierten Patient*innen ist häufig, vor allem kurz vor Erhalt des neuen Organs, stark belastet worden. Die Verschlechterung des Gesundheitszustandes durch die schwindende Funktion des Organs kann mit starken Ängsten einhergehen und zu Depressionen führen. Auch wenn die Nachricht über den möglichen Erhalt eines Spenderorgans wieder positive Gefühle bewirkt, bleiben oft Ängste und Sorgen über das „Wie geht es danach weiter“ bestehen.
Nach einer erfolgreichen Transplantation wird die Psyche dann vor neue Herausforderungen gestellt: Dazu gehört das Zurückfinden in einen (mitunter auch stressgeprägten) Alltag nach einem intensiven Lebensabschnitt als Patient*in und auch die Angst, dass es zu einer Abstoßung des Spenderorgans kommen oder sich der Gesundheitszustand wieder verschlechtern könnte. Dazu kommen möglicherweise auftretende Schuldgefühle dem/der Spender*in gegenüber. Für manche Patient*innen ist der Gedanke, das Organ eines/einer anderen im Körper zu tragen, ein sehr befremdliches Gefühl.
Diese und andere Herausforderungen können transplantierte Patient*innen in eine tiefe psychische Krise stürzen, was ihre Mitarbeit, welche für die Gesunderhaltung des neuen Organs notwendig ist, gefährdet. Dies wiederum kann zu einer Verschlechterung des physischen Gesundheitszustandes führen, der die psychische Belastung erneut verstärken kann.1
Ihre Patient*innen sollten sich nicht davor scheuen, sich psychische Probleme frühzeitig einzugestehen und/oder psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. So kann ihnen u. a. bei Angstzuständen und depressiven Symptomen durch Fachpersonal geholfen werden. Ihre Patient*innen können, wenn sie möchten, auch Freund*innen und/oder ihre Familie mit einbeziehen. Diese können sie ggf. im Alltag entlasten oder ihnen eine seelische Stütze sein. Es ist häufig erleichternd zu wissen, dass man seinen Kummer teilen kann und ihn nicht allein ertragen muss. Darüber hinaus können natürlich auch Sie als Ärzt*in Ihre Patient*innen bei der Suche nach psychotherapeutischen Hilfs- und passenden Beratungsangeboten unterstützen. Auch Selbsthilfegruppen können hilfreich sein, in denen sich Patient*innen mit anderen Betroffenen austauschen können. Eine Übersicht finden Sie auf der Seite der Deutschen Transplantationsgesellschaft: https://d-t-g-online.de/informationen/selbsthilfe
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