Häufiger Harndrang, nächtliche Toilettengänge, unregelmäßiger Harnstrahl – unter diesen Beschwerden leiden viele Männer mit gutartiger Prostatavergrößerung. Was können schonende OP-Verfahren?
Mit fortschreitendem Alter kommt es bei zahlreichen Männern zu einer benignen Prostatahyperplasie, kurz BPH. Durch die Vergrößerung der Prostatainnenzone kommt es zu einer Einengung der Harnröhre und der Harnfluss wird behindert. Die lästigen Symptome rund um das Wasserlassen sind unterschiedlich stark ausgeprägt.
Zwei moderne Verfahren
Neben Medikamenten stehen verschiedene operative Verfahren zur Behandlung zur Verfügung. Die Klinik für Urologie und Urologische Onkologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) bietet zwei moderne und schonende OP-Verfahren an: Bei der Aquablation wird mithilfe eines Hochdruckwasserstrahls Prostatagewebe entfernt. Beim Rezum-Verfahren wird heißer Wasserdampf eingesetzt.
Die operative Standard-Methode bei einer gutartigen Prostatavergrößerung ist die transurethrale Resektion der Prostata (TUR-P). „Dabei wird die Prostata mithilfe einer Drahtschlinge und hochfrequentem Strom ausgeschabt“, erklärt Oberarzt Dr. Mathias Wolters, Bereichsleiter für BPH-Therapie und funktionelle Urologie an der Klinik für Urologie und Urologische Onkologie.
Doch nicht für alle Patienten ist die TUR-P die beste Methode. „Es gibt sehr gute Alternativen. Die Wahl der Methode sollte nach den anatomischen Gegebenheiten und den persönlichen Wünschen des Patienten getroffen werden“, sagt Wolters. Vor einem Jahr etablierte die MHH-Urologie das neue minimalinvasive Aquablation-Verfahren.
Bei der Aquablation wird das überschüssige Prostatagewebe mit einem Hochdruckwasserstrahl entfernt. Die Operation findet in Spinalanästhesie oder Vollnarkose statt. Durch die Kombination aus Ultraschallbildgebung und einer Harnröhren- und Blasenspiegelung (Zystoskopie) wird das zu entfernende Gewebe im Rahmen der Operation zunächst markiert. Die Abtragung selbst erfolgt robotergestützt und dauert nur drei bis sechs Minuten. Der Urologe kontrolliert den Vorgang und kann jederzeit die Intensität steuern oder den Eingriff unterbrechen. Nach der Operation muss der Patient noch drei bis vier Tage in der Klinik bleiben.
Die Aquablation ist ein hitzefreies Verfahren, das heißt die umliegenden Nerven werden geschont. Klinische Studien zeigen, dass die Methode zu einer deutlichen Verbesserung des Harnstrahls und der Blasenentleerung führen.
Der besondere Vorteil liegt in einer geringeren Rate an Komplikationen und an Sexualfunktionsstörungen. Das Risiko für Harninkontinenz, Ejakulationsverlust und Erektionsstörungen ist niedrig. Das Aquablation-Verfahren eignet sich auch für große Prostatavolumen.
Als weitere Behandlungsmethode bei Prostatabeschwerden bietet die Klinik für Urologie und Urologische Onkologie das Rezum-Verfahren an. Es wird auch Wasserdampftherapie genannt und ist ein minimalinvasives Operationsverfahren. Im Rahmen einer Harnröhren- und Blasenspiegelung wird an mehreren Stellen heißer steriler Wasserdampf in das Prostatagewebe gegeben. „Wenn der Dampf im Gewebe kondensiert, wird Wärmeenergie freigesetzt, die die Zellhüllen zerstört“, erklärt Dr. Wolters.
Der Eingriff dauert nur wenige Minuten. In den folgenden Tagen und Wochen baut der Körper das behandelte Gewebe ab, die Einengung der Harnröhre lässt nach und das Wasserlassen wird erleichtert. Nach vier bis sechs Wochen spürt der Patient, dass die Wirkung eintritt. Bis zum maximalen Effekt der Therapie können bis zu drei Monate vergehen. „Bei den weitaus meisten Patienten lassen die Beschwerden nach einer Rezum-Therapie deutlich nach und sie gewinnen ein gutes Maß an Lebensqualität zurück“, sagt Wolters. Auch dieses Verfahren berge ein sehr geringes Risiko für Inkontinenz, Erektionsstörungen und Ejakulationsverlust.
Für den Rezum-Eingriff mit anschließendem zweitägigen Klinikaufenthalt kann in der Regel auf eine Vollnarkose verzichtet werden, eine leichte Maskennarkose reicht. Die Operation dauert nur fünf bis zehn Minuten. Die schonende Methode eignet sich besonders für zwei Patientengruppen: Die eine sind Männer, die sich eigentlich für eine medikamentöse Therapie entschieden haben, diese aber beispielsweise wegen Nebenwirkungen nicht fortsetzen wollen. Die andere Gruppe sind Männer, die einem chirurgischen Verfahren ablehnend gegenüberstehen oder aufgrund von Vorerkrankungen ein hohes Narkose- oder Blutungsrisiko haben.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Medizinischen Hochschule Hannover.
Bildquelle: Andy Wang, unsplash