Adipositas betrifft den ganzen Körper und hat dadurch auch entscheidende Auswirkungen auf das Hormonsystem. Männer mit Übergewicht leiden häufig an einer erektilen Dysfunktion und Unfruchtbarkeit und auch bei Frauen kann Übergewicht Fertilitätsprobleme verursachen.1,2 Für Frauen mit Adipositas, die schwanger werden möchten oder bereits schwanger sind, ist es wichtig, dass Sie als Gynäkologin oder Gynäkologe die richtigen Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen haben.
Studiendaten deuten darauf hin, dass bei Frauen mit Adipositas die reproduktive Leistungsfähigkeit signifikant reduziert ist. Dies wurde anhand einer verringerten Fekundabilität und Fekundität (um etwa 30 % im Vergleich zu Frauen mit Normalgewicht), sowie einer längeren Latenz bis zum Eintritt der Schwangerschaft gezeigt.2 Es wird vermutet, dass diese Effekte unter anderem durch eine erhöhte Leptinsekretion und einer daraus resultierenden Störung des Menstruationszyklus verursacht werden könnten.3 Ein weiteres Problem stellt das polyzystische Ovarsyndrom (PCOS) dar. PCOS und Adipositas sind eng miteinander verknüpft, da diese Hormonstörung häufig als Begleitsymptom von Adipositas auftritt: Durch eine bestehende Insulinresistenz wird die Testosteronproduktion stimuliert, was zur Reifestörung der Follikel führt. Es kommt zur Anreicherung der Sekundärfollikel, die an dem typischen sonographischen Bild des polyzystischen Ovars zu erkennen ist. Die Folge ist ein Menstruationsarrest.3
Verschiedene Studien konnten zeigen, dass Adipositas auch nach erfolgreicher Befruchtung schwerwiegende Probleme bereiten kann: Das Risiko für maternale Erkrankungen in der Schwangerschaft, wie Gestationsdiabetes oder Präeklampsie, war bei Frauen mit einem BMI ≥ 30 im Vergleich zu Frauen mit Normalgewicht stark erhöht.4 Außerdem zeigte sich ein Anstieg der Abortrate und euploider Fehlgeburten.5 Auch nach der Geburt wirkte sich die maternale Adipositas noch auf den Nachwuchs aus. Das postnatale Mortalitätsrisiko (während des ersten Lebensjahrs) verdoppelte sich bei Müttern mit einem BMI von ≥ 30 im Vergleich zu Normalgewichtigen.6 Fetale Makrosomie war bei maternaler Adipositas mit einer Auftrittswahrscheinlichkeit von 13,4 % ebenfalls stark erhöht verglichen mit den Werten normalgewichtiger Frauen (7,8 %).7
Viele Frauen mit Adipositas sind verunsichert darüber, ob eine bariatrische OP vor einer potentiellen Schwangerschaft sinnvoll ist. Manche befürchten sogar eine Reduktion der Fertilität nach einem solchen Eingriff. Dabei kommt es sehr auf die Art der OP an, denn eine Magenverkleinerung kann tatsächlich Vorteile für Mutter und Kind bringen. Wie sich gezeigt hat, traten Gestationsdiabetes (0 % vs. 22,1 %) und Präeklampsie (0 % vs. 3,1 %) bei operierten Frauen seltener auf.8 Außerdem nahm nach einer Magenverkleinerung die Inzidenz für Frühgeburten, niedrigem Geburtsgewicht oder Markosomien ab oder blieb gleich hoch. Eine funktionelle Darmverkürzung kann allerdings ein Risiko darstellen. Da die Absorption der Nahrung nach einem solchen Eingriff eingeschränkt ist, kann dies zu Versorgungsengpässen während der Schwangerschaft führen.8 In jedem Fall sollte nach einer OP zur Gewichtsreduktion etwa 1-2 Jahre bis zu einer geplanten Schwangerschaft abgewartet werden, damit die Schwangerschaft nicht in eine Phase der post-chirurgischen Gewichtsreduktion fällt.9 Neben den operativen Behandlungsmethoden, sollten stets konservative Maßnahmen wie eine Ernährungsumstellung oder der Aufbau einer Sportroutine angestrebt werden. Eine Gewichtsreduktion während einer bestehenden Schwangerschaft ist nur in Ausnahmefällen zu empfehlen, daher hat die präkonzeptionelle Beratung von Frauen mit Adipositas eine besondere Bedeutung.3
Adipositas ist ein Risikofaktor, sowohl pränatal für eine Frau mit Kinderwunsch, als auch postnatal für den Nachwuchs. Durch die Umstellung auf einen gesunden Lebensstil vor, während und nach einer Schwangerschaft, kann das Morbiditätsrisiko für Mutter und Kind gesenkt werden. Gerade im Bereich der Gynäkologie haben Sie die Möglichkeit, Ihre Patient:innen frühzeitig auf bestehende Risiken hinzuweisen und eine prägravide Gewichtsnormalisierung zu empfehlen.
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