Nach einer besonderen Stammzelltransplantation gehört nicht nur die akute myeloische Leukämie, sondern auch eine weitere Erkrankung einer Patientin der Vergangenheit an: Sie ist womöglich der dritte Fall einer HIV-Heilung.
Forscher der University of Califonia Los Angeles stellten den Fall einer mit HIV-1 lebenden US-Amerikanerin vor, die sich nach einer neuen Kombination spezieller Stammzelltransplantationen zur Behandlung einer akuten myeloischen Leukämie (AML) in Remission befindet. Die Zusammenfassung des Falls wurde auf der Konferenz über Retroviren und opportunistische Infektionen (CROI) 2022 präsentiert.
Die Frau befinde sich seit 4½ Jahren in AML-Remission und habe in den 14 Monaten seit dem Absetzen der antiretroviralen Therapie keinen HIV-Rebound gehabt, sagte Dr. Yvonne Bryson, Professorin für pädiatrische Infektionskrankheiten und HIV-Pathogenese an der UCLA, die die multizentrische Beobachtungsstudie (IMPAACT P1107) leitete.
Hält die Remission weiterhin an und wird die Patientin als geheilt eingestuft, wäre sie damit die dritte Person, die eine HIV-Heilung erreicht hat. Dabei wäre sie die Erste, die erfolgreich mit Zellen aus Nabelschnurblut mit einer Mutation, die vor HIV-1 schützt, in Kombination mit Stammzellen eines erwachsenen, haploidentischen Spenders transplantiert wurde. Die beiden früheren Patienten, die von HIV geheilt wurden, erhielten hingegen erwachsene Spenderzellen, die ebenfalls die schützende Mutation aufwiesen.
Die Patientin ist gemischtrassig und wurde 2013 mit einer akuten HIV-Infektion und 2017 mit Hochrisiko-AML diagnostiziert. Sie wurde erfolgreich mit Nabelschnurblutzellen mit der HIV-schützenden CCR5-delta32/32-Mutation und mit adulten Stammzellen eines verwandten Spenders transplantiert. Die Transplantation verlief schnell und die Patientin litt nicht an einer Graft-versus-Host-Krankheit – bei den beiden früheren Patienten war dies nicht der Fall. Sie bleibe klinisch gesund, ohne nachweisbare Anzeichen einer HIV-Infektion, so die Forscher.
Obwohl die Stammzelltransplantation eigentlich keine Therapie gegen HIV ist, bieten ihre Auswirkungen bei Patienten, die mit HIV leben und sich einer Therapie für Blut- oder Lymphknotenkrebs unterziehen, den Forschern Einblicke und potenzielle Ansatzpunkte für die HIV-Behandlung.
„Diese Studie gibt Hoffnung auf die Verwendung von Nabelschnurblutzellen oder einer Kombination aus Nabelschnurblutzellen und haploidentischen Transplantaten, um eine HIV-1-Remission bei Personen zu erreichen, die eine Transplantation für andere Krankheiten benötigen. Sie liefert auch den Beweis, dass HIV-1-Virus-Reservoirs ausreichend beseitigt werden können, um eine Remission und möglicherweise eine Heilung bei resistenten Zielzellen zu ermöglichen“, sagte Bryson.
Die CCR5-delta32-Mutation sei zwar selten, aber Nabelschnurblutbanken könnten eine bisher ungenutzte Ressource darstellen, so die Forscher. Die Kombinationstherapie würde es Klinikern ermöglichen, die einzigartigen Vorteile jeder Transplantationsart für unterschiedlichste Bevölkerungsgruppen zu nutzen.
„Transplantate von erwachsenen Spendern bieten zunächst viele Zellen und eine schnelle Transplantation, aber die Histokompatibilität kann ein Problem darstellen, das zum Risiko einer Graft-versus-Host-Krankheit führt. Nabelschnurbluttransplantate haben eine geringere Zelldosis und brauchen länger, bis sie eingepflanzt sind, aber sie können in einer Bank gelagert werden, sind sofort verfügbar und stellen ein geringeres Risiko für GVHD dar“, sagte Bryson. „Bei dieser Kombination sorgt das Transplantat eines Erwachsenen für eine beschleunigte Einnistung, bis das Nabelschnurtransplantat die Aufgabe übernimmt“
Dieser Artikel beruht auf einer Pressemitteilung der University of California - Los Angeles.
Bildquelle: Krzysztof Niewolny, unsplash.