Die STIKO rät stillenden Müttern zu einer Impfung gegen COVID-19. Doch ist eine mRNA-Impfung oder ein Vektor-basierter Impfstoff besser? Eine niederländische Studie zeigt, wer die Nase vorn hat.
Muttermilch enthält viele gesundheitsfördernde Stoffe, die durch das Stillen an den Säugling übertragen werden. Studien zufolge können Neugeborene auch krankheitsspezifische Antikörper aufnehmen, die entweder durch eine Impfung oder eine Infektion der Mutter gebildet wurden. So auch im Falle von COVID-19: Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt schwangeren sowie stillenden Frauen, sich gegen das Virus impfen zu lassen – doch welcher Impfstoff ist am besten?
Ein niederländisches Forschungsteam ist dieser Frage nachgegangen: Sie verglichen im Rahmen einer Studie die Antikörper-Antwort in der Muttermilch mittels ELISA nach einer COVID-Impfung. Dazu nahmen sie insgesamt 1650 Humanmilchproben von 124 stillenden Müttern. Diese hatten zuvor einen vollständigen Impfschutz erhalten; entweder durch die mRNA-basierten Impfstoffe der Unternehmen Biontech und Moderna oder durch einen vektorbasierten Impfstoff von den Herstellern Johnson&Johnson und AstraZeneca .
Beinahe alle stillenden Frauen, die einen mRNA-basieren Impfstoff erhielten, wiesen detektierbare IgA-Antikörper auf. Dabei waren es 25 von 26 Müttern (96 %), die BNT162b2 erhielten und 37 von 38 (97 %), die mit mRNA-1273 geimpft wurden. Hingegen waren es unter den Frauen, die einen Vektor-basierten Impfstoff erhielten, deutlich weniger: Lediglich bei 13 von 33 Frauen (39 %) und 10 von 21 (48 %) konnten IgA-Antikörper nach der Astrazeneca- bzw. Johnson&Johnson-Impfung erfasst werden.
Dagegen konnten bei den Probandinnen IgG-Antikörper sowohl nach einer mRNA-basierten Impfung, als auch nach der Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff nachgewiesen werden. Allerdings waren die Antikörper nach einer Immunisierung mit den Impfstoffen von Biontech oder Moderna fast zwei Monate früher nachweisbar, als nach der ersten Dosis des Vektor-basierten Impfstoffs. Diesen Unterschied führte das Forschungsteam jedoch darauf zurück, dass es je nach Impfung unterschiedliche Zeitpunkte für die Injektion der Zweitdosis gibt. Nach einer Einmaldosis des Johnson & Johnson Impfstoffs konnten bei lediglich 6 von 23 Probandinnen (28 %) IgG-Antikörper in der Muttermilch detektiert werden.
Die Ergebnisse zeigen, dass nach der Impfung mit allen Impfstofftypen IgG-Antikörper gebildet werden. IgA-Antikörper waren dagegen nach einer mRNA-basierten Impfung präsenter. „Obwohl es unseres Wissens nach keine Studien gibt, die einen direkten Schutz vor Atemwegsinfektionen durch IgA aus der Muttermilch belegen, ist es sehr wahrscheinlich, dass dieser Antikörper eine entscheidende Rolle spielt“, schreiben die Autoren. Allerdings wurden keine Versuche zur neutralisierenden Wirkung der Antikörper in der Muttermilch gemacht, um genauere Aussagen zum Schutz der Impfungen treffen zu können.
Aufgrund der Ergebnisse raten die Wissenschaftler zu einem der erhältlichen mRNA-Impfstoffe – dieser scheint für stillende Frauen die beste Option zu sein, wenn sie Antikörper gegen das Coronavirus auf ihre Säuglinge übertragen wollen.
Hier haben wir euch die Originalpublikation verlinkt.
Bildquelle: Fanny Renaud, unsplash.