Während der Schwangerschaft sollte eine Rheumabehandlung nicht ausgesetzt werden, empfiehlt die Gesellschaft für Rheumatologie – solange dabei das richtige Medikament zum Einsatz kommt. Wie sicher ist das?
Rheumatische Erkrankungen können bereits im jungen Alter auftreten. Das gilt auch für die rheumatoide Arthritis, die manchmal schon im Jugendalter beginnt. Da die Erkrankung nicht ausheilt und nur eine dauerhafte Therapie bleibende Schäden an den Gelenken verhindern kann, stehen Frauen bei einem Kinderwunsch vor einem Dilemma: Müssen die Medikamente abgesetzt werden und kann dies einen Krankheitsschub auslösen?
„Wir raten den Patientinnen heute, die Behandlung fortzusetzen“, sagt Professor Andreas Krause, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), und nennt dafür zwei Gründe. Zum einen erhöht die Behandlung die Chance, dass es überhaupt zur Schwangerschaft kommt. „Die Erfahrungen zeigen, dass eine hohe Krankheitsaktivität die Fruchtbarkeit herabsetzen kann“, erklärt Krause, „und im Fall einer Schwangerschaft steigt das Risiko, dass das Kind bei der Geburt zu klein ist.“ Hinzu kommt, dass die Krankheit unbehandelt in der Schwangerschaft und der anschließenden Stillzeit fortschreiten kann und so Schäden verursacht, die nicht mehr umkehrbar sind.
Allerdings sind nicht alle Rheuma-Medikamente in der Schwangerschaft für das Kind sicher. „Das häufig eingesetzte Methotrexat sollte ein bis drei Monate vor der Schwangerschaft abgesetzt werden“, sagt Professor Christof Specker, stellvertretender Sprecher des Arbeitskreises „Schwangerschaft“ der DGRh. „Auch Cyclophosphamid sollte wegen der Gefahr von Fruchtschäden nicht eingesetzt werden. Andere Mittel wie Leflunomid werden vorsichtshalber abgesetzt, weil wir nicht wissen, ob das Kind geschädigt werden könnte.“
Bei den Medikamenten aus der Gruppe der TNF-Blocker haben sich die Bedenken hingegen gelegt. Eine Expertengruppe der European League against Rheumatism (EULAR) hat sich bereits 2016 für eine Fortsetzung der Behandlung während der Schwangerschaft ausgesprochen. Den TNF-Blocker Certolizumab hat die EMA inzwischen für eine Anwendung in der Schwangerschaft zugelassen.
Eine Studie aus den Niederlanden zeigt jetzt, dass die Behandlung in der Schwangerschaft die Krankheitsaktivität gut kontrollieren kann. Ein Team um Hieronymus Smeele von der Erasmus-Universität in Rotterdam betreute 308 Frauen während der Schwangerschaft, von denen 184 Medikamente einnahmen. „Die Behandlung war nicht einfach, da bei einigen Schwangeren die Medikamente gewechselt werden mussten“, erklärt Krause. „Ein Medikationswechsel ist bei Rheumapatienten immer schwierig, da es zwischenzeitig zu einem Schub kommen kann.“
In der Studie konnte dies jedoch meist vermieden werden. „Der Anteil der Frauen, bei denen eine niedrige Krankheitsaktivität erreicht wurde, stieg während der Schwangerschaft sogar von 75,4 auf 90,4 % an“, berichtet Krause. Das seien sehr gute Ergebnisse, da in einer früheren Studie weniger als die Hälfte der Rheumapatientinnen problemlos durch die Schwangerschaft kam. Auch die Kinder wurden gesund geboren.
Die Ergebnisse zeigen für den Experten, dass Frauen mit einer rheumatoiden Arthritis sich ihren Kinderwunsch erfüllen können, ohne Nachteile für die Gesundheit von Mutter und Kind befürchten zu müssen. Krause betont: „Weil die Behandlung komplex ist, sollte sich jede Rheuma-Patientin frühzeitig an einen Facharzt wenden und möglichst vor der Schwangerschaft gemeinsam einen Fahrplan entwickeln.“
Dieser Artikel beruht auf einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e.V. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Tadeusz Lakota, unsplash.