Das Dengue-Fieber, das von Moskitos übertragen wird, ist die häufigste Viruserkrankung in den Tropengebieten. Eine neu entdeckte Schwachstelle des viralen Hüllproteins soll jetzt die Entwicklung eines Impfstoffs gegen alle vier Serotypen des Virus ermöglichen.
Forscher des Institut Pasteur, des französischen Zentrums für wissenschaftliche Forschung CNRS und des Imperial College haben eine Region des viralen Hüllproteins entdeckt, die den Antikörpern ausgesetzt ist und bei allen vier Serotypen des Dengue-Virus vorkommt.
Ein Forscherteam des Imperial College hatte bereits Antikörper identifiziert und isoliert, die gleichzeitig auf alle vier Serotypen des Virus abzielen und diese neutralisieren. Die Wirkungsweise dieser Antikörper blieb jedoch noch unbekannt. Die Wissenschaftler haben deshalb das Hüllprotein des Dengue-Virus untersucht und konnten die 3D-Struktur des Komplexes Antikörper/Hüllprotein beschreiben. Sie haben dadurch die Antikörper-Bindungsstelle am Hüllprotein identifiziert. Diese Bindungsstelle kommt bei allen vier Serotypen vor.
Diese Stelle ist auch die Antikörper-Bindungsstelle bei einem anderen viralen Protein, dem prM-Protein, das für die Bildung von infektiösen viralen Partikeln während der Vermehrung des Virus in den infizierten Zellen wesentlich ist. Dies erklärt auch, warum diese Bindungsstelle bei allen Serotypen vorkommt: Eine Mutation an dieser Stelle würde zwar das Virus vor dem Immunsystem schützen, würde aber auch die Interaktion mit dem prM-Protein verhindern.
Die Analyse der Kristallstruktur hat also einen Schwachpunkt des Virus aufgezeigt. Die Wissenschaftler könnten diesen für die Herstellung eines antigenen Determinanten ausnutzen, der dann diese Bindungsstelle nachahmen würde. Dieses Antigen wäre in der Lage, eine Immunantwort gegen die vier Serotypen des Dengue-Virus auszulösen und somit ein sehr guter Impfstoffkandidat gegen das Denguefieber. Originalpublikation: Recognition determinants of broadly neutralizing human antibodies against dengue viruses Alexander Rouvinski et al.; Nature, doi: 10.1038/nature14130; 2015