Insulin ist nicht nur ein lebensrettendes Medikament, sondern auch eine tödliche Waffe. Wie im Meer lebende Raubtiere Insulin einsetzen und damit Diabetikern helfen können, lest ihr hier.
Für Millionen von Diabetikern ist Insulin ein wichtiges Medikament. Dabei ist die Tendenz der Insulinmoleküle, sich zu Paaren zusammenzuschließen, ein Hindernis. Das Insulin kann erst dann von der Injektionsstelle in den Blutkreislauf gelangen, wenn sich die Molekülbündel auflösen. Dadurch entsteht eine Verzögerung, die es Diabetikern erschweren kann, ihren Blutzuckerspiegel im optimalen Bereich zu halten. Das kann zu Komplikationen führen.
Diesen Effekt zu umgehen hat den Wissenschaftlern an der Universität Kopenhagen und University of Utah Health eine Schnecke beigebracht – die fischjagende Kegelschnecke Conus kinoshitai. Für sie dient Insulin als Waffe. Mit einer Art Giftpfeil kann sie den Blutzuckerspiegel ihrer Beute so stark absenken, dass diese schnell gelähmt und wehrlos sind.
Indem biochemische Eigenschaften des Schneckeninsulins in das menschliche Insulin eingeführt wurden, konnte ein neues, schnelleres Insulin geschaffen werden. Die Wissenschaftler hoffen, dass damit Patienten mit Diabetes eine bessere und schnellere Kontrolle ihres Blutzuckers ermöglicht werden kann.
Nachdem das Team die einzigartige biochemische Taktik von Conus kinoshitai erkannt hatte, nutzte Danny Hung-Chieh Chou, Co-Autor der Studie, dieses Wissen zur Entwicklung eines neuen Hybridinsulins. Das neue Molekül behält die Fähigkeit, an den menschlichen Insulinrezeptor zu binden, bildet aber keine Cluster.
Es gibt etwa 150 Arten von Kegelschnecken, die sich von Fischen ernähren. Jede Art stellt ihren eigenen komplizierten Giftcocktail her, um ihre Beute zu überwältigen. Daraus entstanden nun zwei Hybrid-Insulinmoleküle, die jeweils auf dem Gift einer Kegelschneckenart basieren. Laut Chou sind sie zum jetzigen Zeitpunkt als potenzielle Therapeutika ähnlich vielversprechend.
„Diese Forschung hat einen spannenden Weg für die Entwicklung besserer Therapeutika für Menschen mit Diabetes eröffnet”, so Christopher Hill, Co-Autor der Studie.
Dieser Text basiert auf einer Pressmitteilung der University of Utah Health. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Kris-Mikael Krister, unsplash