Ein Medikament, das gegen alle neun Herpesviren hilft – und damit auch gegen das Zytomegalievirus. Zu schön, um wahr zu sein? Eine aktuelle Studie fand jetzt vielversprechende Wirkstoffe.
Eine aktuelle Studie ebnet den Weg für einen neuen Ansatz zur Bekämpfung von Herpesviren. Es wurde nachgewiesen, dass die Replikation des Virus gehemmt werden kann, wenn zwei metallionenabhängige Enzyme menschlicher Herpesviren mit zwei Verbindungen – AK-157 und AK-166 – angegriffen werden. Diese Erkenntnis eröffnet neue Möglichkeiten für die Entwicklung von Wirkstoffen gegen Herpesviren. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift mBio veröffentlicht.
„Viele Menschen kennen die Herpes-Simplex-Viren, aber eigentlich gibt es eine Familie von neun verschiedenen Herpesviren. Darunter auch das Zytomegalievirus (CMV), das immungeschwächten Menschen, Transplantierten und Chemotherapie-Patienten viele Probleme bereitet. Wir brauchen bessere Therapeutika, die bei diesen sehr anfälligen Bevölkerungsgruppen eingesetzt werden können“, erklärt Co-Autor Dennis Wright, Professor für medizinische Chemie an der School of Pharmacy der Universität von Connecticut. „Die derzeit verfügbaren therapeutischen Wirkstoffe sind nicht sehr wirksam, wenn es um die Behandlung aller Viren geht – und viele von ihnen haben eine erhebliche dosislimitierende Toxizität und damit verbundene Nebenwirkungen.“
Im Idealfall, so Wright, gäbe es ein Medikament, das die Reaktivierung aller neun Herpesviren hemmt. „Die meisten Bemühungen bei der Entdeckung von Medikamenten gegen Herpesviren konzentrierten sich auf Nukleosid-Analoga, die auf virale DNA-Polymerasen abzielen. Wir verfolgen eine Strategie, die auf 2-metallionenabhängigen viralen Enzymen basiert“, so Co-Autorin Dr. Sandra K. Weller, Professorin für Molekularbiologie und Biophysik an der Medizinischen Fakultät der Universität von Connecticut.
In Reagenzglasstudien testeten die Forscher die Fähigkeit einer Reihe von Verbindungen, spezifische 2-metallionenabhängigen Enzyme sowie die Herpesvirus-Replikation zu hemmen. Zu den getesteten Verbindungen gehörten HIV-Integraseinhibitoren, der Grippewirkstoff Baloxavirmarboxil, drei Naturstoffe – die sich bereits als Mittel gegen Herpes-simplex-Viren (HSV) erwiesen haben – sowie zwei 8-Hydroxychinolone, AK-157 und AK-166.
Während HIV-Integraseinhibitoren Berichten zufolge die Replikation von Herpesviren hemmen, stellten die Forscher fest, dass die Integraseinhibitoren insgesamt eine schwache Anti-HSV-1-Aktivität aufweisen. Die Forscher fanden jedoch heraus, dass 8-Hydroxychinolone eine starke antivirale Aktivität sowohl gegen HSV-1 als auch gegen CMV aufweisen und eines oder mehrere der beiden metallionenabhängigen Enzyme hemmen können. Dies eröffnet die Möglichkeit, potenziell duale Wirkstoffe gegen Herpesviren zu entwickeln.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der American Society for Microbiology. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: CDC, unsplash