In vielen Ländern werden Frauen während der Geburt von zwei Hebammen betreut. Doch was bringt die doppelte Assistenz? Schwedische Forscherinnen untersuchten nun, ob die Anwesenheit einer Zweithebamme das Dammriss-Risiko senken kann.
Der Dammriss ist eine der häufigsten Geburtsverletzungen. Obwohl schwerwiegende Dammrisse – inklusive Schließmuskelverletzungen – selten auftreten, können sie für Frauen schwere Folgen wie Inkontinenz, sexuelle Einschränkungen und lebenslange Schmerzen mit sich bringen.
Ein Forschungsteam der Universität Lund wollte nun mehr über Präventivmaßnahmen wissen und untersuchte in einer Studie, ob die Anwesenheit einer zweiten Hebamme während der Entbindung einen Einfluss auf den Schweregrad der Verletzung hat. Die Assistenz einer zweiten Hebamme ist eine relativ neue Praxis, die beispielsweise in skandinavischen Ländern erprobt wird – in Ländern wie Australien und dem Vereinigten Königreich ist sie bereits Standard.
Die Wissenschaftlerinnen unterteilten mehr als 3.000 Erstgebärende Probandinnen in zwei Gruppen: Die erste Gruppe wurde während der Geburt von einer und die zweite Gruppe von zwei Hebammen unterstützt. Nach den Geburten wurde die Dammriss-Rate verglichen. Und tatsächlich: Von den mehr als 1.500 Frauen, die von einer Hebamme betreut wurden, erlitten etwa 5,7 % einen Dammriss – bei den Frauen, die von zwei Hebammen begleitet wurden, waren es ledigich 3,9 %. Ansonsten gab es keine Unterschiede zwischen den Gruppen in Bezug auf andere Geburtsverletzungen oder den Gesundheitszustand des Neugeborenen. Die Forscherinnen analysierten weiterhin die Lebensqualität der Frauen nach der Geburt und verglichen die Gruppen im Hinblick auf postpartale Beckenbodensymptome: Einen Monat sowie ein Jahr nach der Geburt beantworteten die Probandinnen Fragen zum Thema Geburtserfahrungen und -Betreuung, sowie zu ihrer körperlichen, geistigen und sexuellen Gesundheit.
Studienleiterin Malin Edqvist fasst die Ergebnisse folgendermaßen zusammen: „Viele Entbindungsstationen haben diese klinische Praxis der Betreuung durch zwei Hebammen bereits eingeführt, und diese Studie liefert Beweise für die Verringerung schwerer Dammverletzungen.“
„Es ist auch wichtig, die Erfahrungen von Frauen und Hebammen mit dieser klinischen Praxis zu analysieren, um die doppelte Betreuung weiterzuentwickeln. Es gibt viele Forschungsfragen rund um die Gesundheit von Frauen, die angegangen werden müssen, insbesondere wenn es um die Gesundheit des Beckenbodens geht. Unsere Studie ist ein Beitrag dazu“, so Edqvist abschließend.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Lund University. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Isaac Quesada. unsplash.