Antibiotika können manchmal mehr schaden als nützen. So auch bei der Behandlung einer schweren RSV-Bronchiolitis. Warum die Medikamente gefährlich sein können, lest ihr hier.
Eine aktuelle Studie befasst sich mit den Auswirkungen des Antibiotikums Azithromycin bei schwerer respiratorischer Synzytialvirus (RSV)-Bronchiolitis. Die Ergebnisse stützen den aktuellen Konsens, nach dem von der Einnahme von Antibiotika bei akuter Bronchiolitis abgeraten wird – sie haben keine Wirkung auf die akute Erkrankung. Die Studie wurde im New England Journal of Medicine veröffentlicht.
Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass eine schwere RSV-Bronchiolitis im frühen Kindesalter die Wahrscheinlichkeit wiederholter Keuchepisoden in der frühen Kindheit erhöht, die häufig zu Asthma führen. „Die wichtigste Botschaft ist, dass Antibiotika keine Rolle spielen, weder bei der Behandlung der akuten RSV-Bronchiolitis noch bei der Verringerung des späteren Keuchens“, so Ko-Autor Dr. Leonard Bacharier, Professor für Kinderheilkunde am Monroe Carell Jr. Children's Hospital in Vanderbilt. „Tatsächlich haben wir in unserer Studie bei schwerer RSV-Bronchiolitis festgestellt, dass Antibiotika im Allgemeinen das Risiko für wiederkehrendes Keuchen in den folgenden zwei bis vier Jahren erhöhen. Wir müssen von der Anwendung dieser Therapie abraten, da sie potenziell schädlich ist.“
Die Studie untersuchte Kinder, die mit RSV-Bronchiolitis in ein Krankenhaus eingeliefert wurden, im Rahmen einer einzentrigen, doppelblinden, placebokontrollierten Studie. Sie schließt damit an eine frühere Pilotstudie mit 40 Kindern an, die mit RSV-Bronchiolitis ins Krankenhaus eingeliefert wurden und bei denen die Behandlung mit Azithromycin die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Keuchens im folgenden Jahr verringerte.
In der aktuellen Studie wurden 200 ansonsten gesunde 1 bis 18 Monate alte Kinder prospektiv randomisiert und erhielten 14 Tage lang entweder orales Azithromycin oder ein Placebo. Insgesamt 188 Kinder schlossen die Studie ab – 96 in der Azithromycin-Gruppe und 92 in der Placebo-Gruppe. Die Gruppe war repräsentativ für Kinder, die an schwerer RSV-Bronchiolitis leiden.
Es kommt nicht selten vor, dass Antibiotika bei der Behandlung von RSV eingesetzt werden. Gleichzeitig auftretende Komplikationen führen dazu, dass sie verschrieben werden, weil eine bakterielle Komponente der Krankheit vermutet wird – einschließlich Fieber, Ohrinfektion und Lungenentzündung. „Wenn ein Arzt im Rahmen einer RSV-Bronchiolitis ein Antibiotikum einsetzt, muss er dies sehr gut begründen können. Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass Kinder, die früh im Leben Antibiotika erhalten, ein erhöhtes Risiko haben, Asthma zu entwickeln; unsere Studie stimmt mit diesen Erkenntnissen überein.“
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung des Vanderbilt University Medical Center. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.Bildquelle: Sincerely Media, unsplash