Die Avocado ist der Star der aktuellen Foodtrends und gilt als besonders gesund. Kann sie wirklich den Cholesterinspiegel senken oder ist das alles Humbug? Ein Blick auf die Studienlage.
Ursprünglich stammt die Avocado aus Mexico. Bekannt ist, dass sie kaum Zucker, dafür aber viele Ballaststoffe, einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Phytonährstoffe und bioaktive Substanzen enthält. Zudem liefern Avocados wichtige Mineralstoffe, darunter Eisen, Kalzium und Phosphat. Des Weiteren wird den grünen Früchten nachgesagt, das LDL-Cholesterin zu senken. Der Spruch „An apple a day keeps the doctor away“ wird oft verwendet – aber gilt er auch für das Superfood Avocado? Und wie wird das kardiovaskuläre Risikoprofil von ihr beeinflusst?
Das Forscherteam um Lorena S. Pacheco geht in der aktuell im Journal of the American Heart Association erschienen Langzeitstudie genau diesen offenen Fragen nach.
Die Teilnehmer dieser prospektiven Kohortenstudie aus den USA hatten zu Beginn der Erhebung und dann alle vier Jahre Angaben zu ihren Ernährungsgewohnheiten gemacht. In die Studie wurden 68.786 Frauen aus der Nurses‘ Health Study und 41.701 Männer aus der Health Professionals Follow-up Study eingeschlossen. Die Teilnehmer hatten zu Studienbeginn keine Vorerkrankungen wie zum Beispiel Krebs, koronare Herzkrankheit oder einen Schlaganfall. Während der Studienlaufzeit untersuchte das Forschungsteam um Lorena S. Pacheco den Zusammenhang zwischen Avocadokonsum und der Herzgesundheit. Als Avocadokonsument wurden Patienten definiert, die mindestens zwei Portionen pro Woche verzehrten.
Im Nachbeobachtungszeitraum von 30 Jahren erkrankten 9.185 Patienten an einer koronaren Herzerkrankung und 5.290 erlitten einen Schlaganfall. Nach Adjustierung auf Lebensstil und andere Ernährungsfaktoren hatten die Personen mit einem höheren Avocadokonsum gegenüber denen, die keine Avocados zu sich nahmen, ein um 16 % geringeres Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und ein um 21 % niedrigeres Risiko für eine koronare Herzerkrankung. Für Schlaganfälle beobachteten die Autoren dagegen keine solchen Assoziationen.
Jede Zunahme des Avocadoverzehrs um eine halbe Portion täglich reduzierte das Risiko einer kardiovaskulären Erkrankung um 20 %. Wurde eine halbe Portion Margarine, Butter, Ei, Joghurt, Käse oder verarbeitetes Fleisch täglich durch die entsprechende Menge Avocado ersetzt, war das mit einem um 16 bis 22 % reduzierten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen vergesellschaftet.
Es zeigte sich aber kein signifikanter Unterschied, ob Avocado oder die gleiche Menge Olivenöl, Nüsse oder andere Pflanzenöle verzehrt wurden.
Die Ergebnisse weisen laut der Autoren darauf hin, dass der Ersatz bestimmter fetthaltiger Nahrungsmittel wie Butter, Käse oder verarbeitetem Fleisch durch gesündere ungesättigte Fette, wie sie in Avocados zu finden sind, zu einem niedrigeren Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und einer koronaren Herzerkrankung beitragen kann. Da sich kein signifikanter Unterschied ergab, ob nun Avocados oder andere pflanzliche Fette verzehrt worden waren, liegt die Annahme nahe, dass ebenso Nüsse, Oliven- oder Pflanzenöle gesunde Fettquellen für eine kardiovaskuläre Prävention seien.
Eine Limitation der Studie ist, dass es sich um Assoziationen und nicht um Kausalitäten handelt. Aus diesem Grund kann nicht auf Kausalbeziehungen geschlossen werden. Eine weitere Einschränkung der Studie ist, dass die Daten auf Eigenangaben der Teilnehmer beruhen. Zu den Stärken dieser Studie gehören hingegen das prospektive populationsbasierte Design mit einer großen Stichprobengröße und einem langen Follow-up sowie wiederholte und validierte Messungen von Ernährungs- und Lebensstildaten.
Auch frühere Studien anderer Forschungsgruppen konnten einen positiven Effekt von Avocados auf den Gesundheitszustand zeigen. Beispielweise belegten Fulgoni et al., dass der Verzehr von Avocados mit einer verbesserten allgemeinen Ernährungsqualität, Nährstoffaufnahme und einem verringerten Risiko für das metabolische Syndrom verbunden ist. Dreher et al. kamen in ihrem Review, in das 19 Studien eingeschlossen wurden, zu dem Ergebnis, dass der Konsum von Avocados zu einer Reduzierung des Risikos von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei gesunden übergewichtigen Erwachsenen mit Dyslipidämie führte sowie das Risiko verringerte, übergewichtig oder fettleibig zu sein. Zudem berichteten sie, dass der Verzehr von Avocados bei einer Gewichtsabnahme und Reduzierung des viszeralen Fettgewebes bei übergewichtigen oder fettleibigen Frauen günstige Effekte erzielte.
Die groß angelegte Studie von Lorena S. Pacheco et al. zeigt, dass die höhere Aufnahme von Avocados mit einem deutlich geringerem Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen oder eine koronare Herzerkrankung verbunden war. Avocado muss es aber nicht zwangsläufig sein. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass die Zufuhr pflanzlicher Fette im Allgemeinen einen positiven Effekten auf die Gesundheit hat sowie eine nicht unerhebliche Rolle bei der Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen spielt.
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