Wissenschaftler sind schon lange auf der Suche nach einem Impfstoff gegen Hepatitis C. Ein Forschungsteam hat nun einen tierischen Kandidaten gefunden, der als Modell fungieren könnte.
Über 70 Millionen Menschen sind weltweit mit Hepatitis C infiziert. Die Krankheit ist zwar behandelbar, wird aber oft nicht erkannt. In 80 % der Fälle verläuft sie chronisch und kann zu Leberschäden oder Leberkrebs führen. Bislang gibt es keinen wirksamen Impfstoff. „Der Grund, warum die Erkrankung oft nicht ausheilt, liegt darin, dass das Virus sich ständig verändert und so dem Immunsystem entkommt. Das Immunsystem bildet Antikörper, die dem Virus immer eine Weile hinterherhinken und jeweils eine Variante bekämpfen, die rund zwei Wochen zuvor im Körper war“, erklärt Virologe Dr. Daniel Todt. Diese Evolution des Virus innerhalb des Wirts interessiert die Forschenden deswegen besonders.
Bisher fehlt es an geeigneten Modellen, um Fragen dazu im Tierversuch zu bearbeiten. Auf der Suche nach einem Surrogatmodell für die Erforschung des menschlichen Hepatitis-C-Virus wertete ein Forschungsteam in einer Studie nun Blutproben von Pferden aus. Dabei entdeckten die Wissenschaftler eine wichtige Gemeinsamkeit:
„Wenn man sich die Hepatitis-Viren anschaut, die verschiedene Spezies befallen können, fällt auf, dass sich das menschliche und das für Pferde ansteckende Virus genetisch am ähnlichsten sind“, erklärt Erstautor André Gömer. Die Forscher analysierten die Oberflächenproteine der Viren aus Menschen und Pferden im Verlauf der Infektion und verglichen die Ergebnisse.
Doch welche Vorteile bietet das Pferde-Modell? „Beim Pferdevirus fehlt eine Region, die wir als hypervariabel bezeichnen“, erklärt Gömer. Sie verändert sich besonders schnell und schützt einen Bereich des Virus, der ihm hilft, Wirtszellen zu infizieren. Das könnte ein Grund dafür sein, dass die Infektion bei Pferden, im Unterschied zu Menschen, nur selten chronisch verläuft. „Diese Erkenntnisse helfen uns, die Taktik des Hepatitis-C-Virus besser zu verstehen und herauszufinden, auf welche Bereiche des Virus es besonders ankommt“, so Todt. Das Pferdehepatitisvirus könnte sich also gut als Modell eignen, um Rückschlüsse auf die Evolution des Hepatitis C-Virus in menschlichen Patienten zuzulassen. Die Wissenschaftler möchten als nächstes nachvollziehen, wie es dem Virus gelingt, sich der Immunantwort zu entziehen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Ruhr-Universität Bochum. Die Originalpublikation findet ihr hier.
Bildquelle: Doruk Yemenici, unsplash.