Wissenschaftler haben eine bisher übersehene Mutation der akuten myeloischen Leukämie bei Kindern gefunden. Diese scheint vor allem bei Hochrisiko-Patienten aufzutreten.
Die akute myeloische Leukämie – kurz AML – ist eine bösartige Erkrankung des blutbildenden Systems und eine der häufigsten Krebsarten im Kinder- und Jugendalter. Obwohl sich die Behandlung in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verbessert hat, ist das Risiko eines Rückfalls hoch. Das Problem: Nach einem Rezidiv wird die Behandlung der Erkrankung deutlich komplizierter.
Ein Forscherteam des St. Jude Children's Research Hospital wollte nun mehr über das Genom des AML-Rezidivs wissen. Dazu werteten sie Probenmaterial von mehr als 130 Kindern aus, die einen Rückfall nach einer überstandenen AML erlitten. „Wir haben die Suche sehr allgemein begonnen, weil uns klar war, dass wir nicht genug darüber wissen, warum Kinder mit AML überhaupt einen Rückfall erleiden", erläutert Studienautor Jeffery Klco das Vorgehen.
Bei der Auswertung des genetischen Materials fiel bei 9 % der rezidivierenden pädiatrischen AML eine wiederkehrende Veränderung im Gen UBTF auf: Die Exon-13-Tandemduplikation bzw. sogenannte Upstream binding transcription factor tandem duplications (UBTF-TD). Diese Mutation stellt einen neuen, bisher unbekannten Subtypen der akuten myeloischen Leukämie dar.
Zudem scheint die UBTF-TD-AML bei Kindern häufiger aufzutreten als bei Erwachsenen. Sie wird auch mit schlechten Ergebnissen und einer erhöhten Risiko eine minimale Resterkrankung (MRD) zu erleiden, die weiterhin einen Rückfall der Krebserkrankung auslösen kann.
Das Genom der AML wird seit vielen Jahren erforscht, dennoch wurde diese Mutation meist übersehen oder blieb unentdeckt: „Dies ist eine extrem schwer zu erkennende Mutation, weshalb viel Arbeit in die Entwicklung der richtigen Algorithmen floss. Wir mussten unsere Methode von Grund auf neu entwickeln", erklärt Studienautor Xiaotu Ma. „Die meisten bisherigen Methoden gehen davon aus, dass es nur ein einziges Ereignis gibt, das diese Art von Mutationen hervorruft, aber das ist – wie wir anhand von UBTF-TD sehen können – nicht immer der Fall."
Die Genomanalyse könnte zukünftig eingesetzt werden, um UBTF-TD-Mutationen bei AML zu erkennen und somit Hochrisikopatienten frühzeitig zu identifizieren. Die Wissenschaftler möchten nun in weiteren Studien herausfinden, welche Rolle das von UBTF-TD gebildete Protein für eine Leukämie-Erkrankung spielt und wie man dieses bekämpfen kann. Weiterhin entwickelt das Forschungsteam auf Basis der Studie Berechnungsmethoden, um potenziell ähnliche Mutationen bei AML und anderen Krebsarten zu identifizieren.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des St. Jude Children's Research Hospital. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Max Di Capua, unsplash.