Nahrungsergänzungsmittel sollen Patienten unterstützen – bei Herzkrankheiten muss aber besonders darauf geachtet werden, was verschrieben wird. Eine Studie weist auf eine erhöhte Sterblichkeit bei Aortenklappenstenose hin.
Kalziumpräparate, die oft gegen Osteoporose verschrieben werden, sind offenbar mit einem erhöhten Sterberisiko bei Menschen mit Aortenklappenstenose assoziiert. Das zeigen die Ergebnisse einer Studie, die in Heart veröffentlicht wurde. Darüber hinaus scheinen die Nahrungsergänzungsmittel den Zustand der Patienten zu verschlimmern – abhängig davon, ob sie mit Vitamin D kombiniert werden oder nicht.
Der Zusammenhang zwischen der Einnahme von Kalzium und Vitamin D mit dem Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Todesfällen ist sehr umstritten. Die Beweise für die Sicherheit von Kalzium und Vitamin D stammen jedoch größtenteils aus Tierstudien und die Verschreibung dieser beiden Nahrungsergänzungsmittel hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere bei Frauen nach der Menopause, so die Forscher.
Die Wissenschaftler wollten daher herausfinden, welche Auswirkungen diese Nahrungsergänzungsmittel auf die Sterblichkeit, auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, auf die Notwendigkeit einer Aortenklappenrekonstruktion und auf das Fortschreiten der Aortenstenose bei älteren Menschen haben könnten.
Sie untersuchten daher die Herzgesundheit von 2.657 Patienten (Durchschnittsalter 74 Jahre; 42 % Frauen) mit leichter bis mittelschwerer Aortenstenose zwischen 2008 und 2018. Der durchschnittliche Beobachtungszeitraum betrug mehr als 5,5 Jahre. Die Teilnehmer wurden in drei Gruppen unterteilt: keine Nahrungsergänzungsmittel (1.292; 49 %), nur Vitamin D (332; 12 %) und Kalzium mit oder ohne Vitamin-D-Präparate (1.033; 39 %), von denen 115 nur ein Kalziumpräparat einnahmen.
Diejenigen, die Nahrungsergänzungsmittel einnahmen, hatten deutlich häufiger Diabetes und koronare Herzkrankheiten als diejenigen, die keine Nahrungsergänzungsmittel einnahmen. Außerdem nahmen sie häufiger Statine, Warfarin und Phosphatbinder ein, hatten eine Koronararterien-Bypass-Transplantation und waren dialysepflichtig. Während des Beobachtungszeitraums starben 540 Personen (20,5 %): 150 starben an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, 155 an anderen Ursachen und 235 an unbekannten Ursachen. Bei 774 Personen (29 %) wurde die Aortenklappe ersetzt. Mehr als ein Drittel der Teilnehmer in jeder Gruppn entwickelte nach 5 Jahren eine schwere Aortenstenose.
Die zusätzliche Gabe von Vitamin D allein schien das Überleben nicht zu beeinflussen. Die zusätzliche Gabe von Kalzium und Vitamin D war jedoch mit einem signifikant höheren (31 %) Risiko eines Todes verschiedener Ursache und einer Verdoppelung des Risikos eines kardiovaskulären Todes verbunden. Außerdem war das Risiko für eine AVR um 48 % höher als bei denjenigen, die keine Ergänzungsmittel einnahmen.
Die alleinige Einnahme von Kalziumergänzungsmitteln war ebenfalls mit einem erhöhten Risiko für einen Tod verschiedener Ursache (24 %) und einem fast dreifachen Risiko für eine AVR verbunden. Auch das Risiko für Tod und kardiovaskuläre Erkrankungen war bei denjenigen, die Kalziumpräparate einnahmen und deren Aortenklappe nicht ersetzt wurde, höher.
Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, konnten die Ursachen nicht festgestellt werden. Die Patienten, die Nahrungsergänzungsmittel einnahmen, wiesen auch insgesamt mehr Risikofaktoren auf als diejenigen, die keine Nahrungsergänzungsmittel zu sich nahmen. Die genaue Menge an Kalzium wurde ebenfalls nicht bewertet. Dennoch kommen die Forscher zu dem Schluss: „Bestätigt durch die große Stichprobengröße und den langen Nachbeobachtungszeitraum legt unsere Studie nahe, dass eine Kalziumergänzung keinen [kardiovaskulären] Nutzen bringt und stattdessen ein erhöhtes Gesamtrisiko für AVR und Mortalität widerspiegeln könnte, insbesondere bei Personen, die sich keiner AVR unterziehen.“
„Bei Patienten mit kalzifizierter [Aortenstenose] und hohem Risiko [für kardiovaskuläre Erkrankungen] untermauert die vorliegende Studie nachdrücklich, dass eine langfristige kontinuierliche Kalziumergänzung vermieden werden sollte, wenn sie nicht zwingend erforderlich ist“, ergänzt Prof. Jutta Bergler-Klein von der Medizinischen Universität Wien.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Angel Sinigersky, unsplash